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Kanada West 2015

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Tag 1 - Samstag, 26.9.15 - Ankunft - Vancouver

Tag 1

Im Taxi zum Flughafen überprüfe ich noch einmal, ob ich alle wichtigen Dinge wie Reisepass, Führerschein und Kreditkarten mithabe. So häufig kann ich gar nicht verreisen, dass nicht noch immer ein ungutes Gefühl zurückbleibt, etwas vergessen zu haben. 

 

Am Flughafen sitzen wr die verbleibende Zeit bis zum Abflug in der Air Lounge ab. 

Eine russische Familie mit einem laut raunzenden Kleinkind nervt gewaltig und verlässt zur allgemeinen Freude alsbald wieder die Lounge.

 

Bei der Zwischenlandung in London müssen wir den Terminal wechseln und sind dank des fast tracks sehr schnell durch die Passkontrolle und den Sicherheits-Check. 

Bei Boots kaufe ich mir noch schnell einen Behälter für die Kontaktlinsen, dann kann ich sie im Flugzeig rausnehmen, bevor sie unangenehm werden. 

 

Wir haben für den Flug nach Vancouver gestern abend noch zwei Plätze im Upper Deck ergattert, womit ein Traum für Karsten in Erfüllung geht. Beim Einsteigen in die Maschine dürfen wir aber nicht gleich in den ersten Stock hinauf und müssen am Notausstieg warten, bis die Ingenieure oben mit der Wartung fertig sind. 

Mit einem weiteren Passagier stehen wir der bedauernden Crew im Weg und nehmen die Sache mit Humor: "Haben Sie vielleicht eine Krawatte? Dann könnten wir ja in der Zwischenzeit die Getränke servieren!" 

Immer wieder möchten sich einsteigende Passagiere - very british - hinter uns in der Schlange einreihen. 

Erst nachdem das Boarding fast komplett ist, dürfen wir uns auch auf unsere Plätze begeben. 

 

Der Flug verläuft recht angenehm. Da die Filmauswahl recht dürftig ist und neue Monitore auch nicht verkehrt wären, habe ich nur am iPad gespielt und mir drei Stunden Schlaf gegönnt.

 

Der Beamte am Einreiseschalter fragt uns Löcher in den Bauch: 

"Wie ist eure Beziehung zueinander?" (wir hätten nur einen Einreiseantrag ausfüllen müssen), "Warum seid ihr hier?" 

"Urlaub"

"Was macht ihr im Urlaub?"

"Eine Rundreise"

"Wohin?"

"In die Nationalparks"

"Welche Nationalparks?"

usw.

 

Am Laufband kommen unsere beiden Koffer gleich zu Beginn und auch die Formalitäten bei der Mietwagenübernahme sind schnell erledigt. Wie immer beleidige ich den Angestellten, weil ich keine Zusatzversicherung nehme. 

 

Der schwarze Ford Explorer ist ein Traum! Schön groß mit hochwertigen Ledersitzen, die komplett elektrisch verstellbar sind und sogar eine Massagefunktion haben! Das gläserne Schiebedach und die Rückfahrkamera gefallen mir auch sehr gut!

 

Weil alles so reibungslos und schnell vonstatten geht, sind wir eine Stunde früher dran als gedacht. 

Nach der Garagenausfahrt springt auch das Navi sofort an, findet eine Satelitenverbindung und wir sind am Weg nach Gastown Vancouver!

Wir sind vom Ford Explorer begeistert!

Der Vollmond leuchtet über der Stadt. Morgen ist Supermoon, d.h. der Mond ist näher zur Erde als üblich und daher auch viel größer, das schaut aber auch heute schon toll aus!

 

Mit dem Navi finden wir einfach zur eingegebenen Adresse unseres Apartments.

Erschreckend, wie viele zugedröhnte Obdachlose in unmittelbarer Umgebung auf der Straße herumtaumeln. Ich muss höllisch beim Abbiegen aufpassen, dass mir keiner in den Wagen läuft. 

An unserer Ecke ist es gottseidank obdachlosenfrei, jetzt muss ich nur noch schauen, wo wir genau hin müssen.

 

Da ich nicht genau weiß, wo ich das Auto kurz parken kann, bzw. wo genau der Eingang ist, stelle ich den Wagen kurz auf dem Gehsteig ab. Karsten bleibt im Auto, während ich einmal um die Ecke schaue und den Eingang suche. 

Die Aktion dauert nicht einmal eine Minute, doch als ich zurück zum Auto komme wieselt schon ein Parksheriff um das Auto und erzählt mir was von Parkverbot blablabla. 

Da helfen alle Argumente nichts, der 50 Dollar Strafzettel ist zugestellt, bzw. klemmt hinter dem Scheibenwischer, das Auto wird von allen

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der Luster in unserem Apartment

Seiten fotografiert und der Arsch zieht wortlos von dannen.  

Welcome to Canada!

 

Jetzt ist Karsten aber echt sauer - die Scheiss-Stadt kann ihm schon gestohlen bleiben!

Und den Eingang haben wir noch immer nicht gefunden...

Die nächsten 20 Minuten kreisen wir um den Block, dann erhalte ich eine Nachricht von unseren Vermietern und ich telefoniere.

Es stellt sich heraus, dass wir eh richtig waren, nur ist der Eingang auf der anderen Straßenseite und was wir für die Hausnummer gehalten haben, ist die Nummer des Apartments.

 

Am Ende kommt der Vermieter, wir können den Wagen in der Ladezone parken und endlich die Koffer ins Apartment bringen. 

 

Das Loft ist recht eigenwillig eingerichtet. Gleich beim Eingang hängen riesige Fleischerhaken an der mit dicken Zimmermannsnägeln gespickten Wand und der Luster besteht aus Flaschenzügen. 

Überall an den Wänden hängen gold- und silberfarbene alte Bilderrahmen. 

 

Nach der Inspektion verabschieden wir uns vom Vermieter und suchen das Parkhaus, an dem wir vorhin schon zweimal vorbeigefahren sind. 

EasyPark heißt die Firma, doch wie die Bezahlung funktionieren soll, verstehen wir überhaupt nicht. Da uns aber kein Schranken die Einfahrt verwehrt, stellen wir das Auto einmal ab und ich frage einen anderen Wagenbesitzer, wie das hier so läuft. 

An dem Automaten bei der Einfahrt gibt Karsten unsere Nummerntafel ein und muss eine Flatrate von 7,50 Dollar bezahlen.  Aber natürlich ist es nicht so einfach, denn das Parkticket gilt nur bis 6 Uhr früh. Da es aber das Maximum ist, das man für Samstag oder Sonntag bezahlt, wird es schon passen! Vielleicht ist ja morgen früh jemand dort, den man fragen kann...

Tag 2 - Sonntag, 27.9.15 - Vancouver

Tag 2

Zum Glück sind wir nicht heikel, denn bis 2 Uhr morgens ist Halli Galli vor unserem Apartment. Um 4 Uhr werde ich das zweite Mal wach, jetzt ist es ruhig und ich bin munter. 

Wie sich später herausstellen wird, wird an unserer Ecke ein Flohmarkt abgehalten und die Verkäufer haben sich offenbar in der Nacht schon dafür angestellt.

Vancouver wird also doch nicht von Obdachlosen überschwemmt, das freut uns!

 

Vor dem Schlafengehen habe ich noch das EasyPark App runtergeladen und um 6 Uhr verlängere ich unseren Parkplatz auf weitere 11 Stunden - kostet alles gleich viel. 

In Wien habe ich bislang noch nie mit dem Handy geparkt, hier klappt das gleich wie am Schnürchen. 

 

Der Strafzettel von gestern liegt mir immer noch schwer im Magen, ich ärgere mich sehr darüber und bin versucht unserem Vermieter beizupflichten und die Strafe einfach zu ignorieren. 

Nur falls mich dann die Leihwagenfirma im Nachhinein mit einer weit höheren Summe belastet.... ich werde noch darüber nachdenken. 

 

Das Apartment ist gut ausgestattet, es gibt sogar USB Anschlüsse neben dem Bett. Praktisch!

Jetzt haben wir aber primär Hunger und nach einer Dusche machen wir uns auf die Suche nach einem Frühstückslokal.

 

Wir nutzen das prachtvolle Wetter und fahren zur Capilano Suspension Bridge. Für 37 Dollar Eintritt bekommen wir nicht nur die 70 m hohe Hängebrücke sondern auch den Treetop Adventure, eine Wanderung auf Höhe der Baumkronen.

Im Preis mit drin sind auch 257 Japaner, die sich ständig vor, hinter und neben uns aufhalten und sich permanent gegenseitig fotografieren. Alter Schwede, die Urlaubsbilder von so einer japanischen Familie müssen dermaßen fad sein!

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Die freischwingende Capilano Suspension Bridge ist 136 m lang. 

Treetop Adventure

Die Straße zum Grouse Mountain wird gerade repariert und wir müssen etliche Umwege fahren. Dann bezahlen wir 6 Dollar Parkgebühr, nur um festzustellen, dass uns die Gondelfahrt auf den Gipfel doch zu teuer ist. 43 Dollar pro Person kann man sicher besser anlegen. 

Unser Parkticket schenke ich einem jungen Paar, das gerade beim Parkscheinautomaten steht.

 

Jetzt geht's auf die Autobahn zum 19 km entfernten Lighthouse Park. Ich verpasse die Ausfahrt, weil die Navi-Ansage plötzlich so leise ist. 

Die Straße windet sich durch eine schicke Wohngegend bergab und endet an einem Parkplatz mitten in Wald, der erstaunlicherweise sehr gut besetzt ist. Wir müssen zwei Runden drehen, bis wir endlich den Wagen zwischen den Bäumen abstellen können. 

 

Der Leuchtturm am Ende eines kleinen Spazierganges ist kein Highlight, weil er auch genau im Gegenlicht steht. Aber Bewegung ist ja bekanntlich gesund und wir haben das Meer gesehen!

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Lighthouse Park

Wieder beim Auto stellen wir fest, dass der Akku des Navis fast leer ist. Obwohl es am USB-Anschluss im Auto hängt, wird es nicht geladen. Deshalb war auch die Ansage auf Halbmast gestellt. Umstecken auf einen anderen Platz hilft.

 

Zurück nach Vancouver stehen wir plötzlich im Stau. Ich lasse mich von meinem Sitz massieren und durch die geöffneten Fenster streicht der Wind durch. Ein völlig neues Massagegefühl!

 

Wir entdecken im Laufe des Tages viele coole Sachen bei unserem Ford: so haben wir weitere drei Kameras im Frontbereich und die Heckklappe geht auf Knopfdruck zu. Ein Test zeigt, dass die verschlossene Heckklappe auch dann aufgeht, wenn der Autoschlüssel in der Nähe ist. Worauf ich natürlich gleich den Trick aus der Werbung ausprobiere und tatsächlich öffnet sich die Klappe, sobald man mit dem Fuß unter dem Heck herumwachelt.

 

Karsten hat unsere beiden iPhones mit dem Autoradio gekoppelt, jetzt können wir unsere gespeicherte Musik hören. Soeben hat er aber einen Elvis Sender über das Satellitenradio entdeckt, der den ganzen Tag nur Elvis-Songs spielt - was es nicht alles gibt!

 

Damit wir im Urlaub auch mobil bleiben, besorgen wir eine Prepaid-Card in einem Einkaufszentrum. Bei der Gelegenheit besuchen wir gleich den Food Court. Eine Angelegenheit, die knappe 15 Minuten dauert. 

 

Im Apple Store begrabschen wir mein zukünftiges Handy und Karsten macht ein Live Foto von mir wie ich zwinkere. Witzig! 

Das Foto wird aber wieder sorgfältig vom iPhone gelöscht, ist ja nicht mein Handy.

Für eineinhalb Stunden Parken im Einkaufszentrum bezahlen wir stolze 10 Dollar - ich bin echt froh, wenn wir auf's Land kommen...

 

Da der Tag noch lang ist und wir eigentlich kein Programm mehr haben, fahren wir etwas planlos durch Vancouver. Den Regenbogen-Zebrastreifen Ecke Davie/Bute St. schauen wir nur im Vorbeifahren an und etwas unerwartet stoßen wir ein wenig später auf den Morton Park, wo die Skulptur Amazing Laughter, überlebensgroße lachende Statuen, steht. 

Mit einem Schlenker durch den Stanley Park (damit wir den auch gesehen haben) fahren wir zurück zum Apartment.

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irgendwo in Vancouver

Amazing Laughter im Morton Park in Vancouver

In den Mails habe ich eine Nachricht von booking.com. Meine Buchung für morgen wurde vom Vermieter abgesagt. Mit dem Kasa de Piedra Guesthouse in Osoyoos hat es von Anfang an Probleme gegeben, wegen dem schönen 4-poster-bed habe ich aber trotzdem die Buchung dort gemacht. Jetzt also doch nicht.

 

Alternativ bietet mir booking.com das Coast Osoyoos Beach Hotel an und schreibt, dass wir den etwas höheren Preis im Nachhinein von ihnen zurückfordern dürfen. 

Statt mit dem Reisebericht fortzufahren, verbringe ich also die nächste halbe Stunde damit, Alternativen zu erkunden und letztlich doch auf das Angebot von booking.com einzugehen. 

Jetzt aber noch schnell geschaut, wo wir denn am besten den Supermoon in Vancouver fotografieren können. Das Internet ist hier nicht sehr hilfreich: Augen auf und nach Osten gerichtet. 

Na na!

Wir schnappen also unsere Stative und machen uns auf den Weg Richtung Canada Place. 

Dort sind zwar viele Leute versammelt, doch unsere Stative sind die Einzigen und somit werden wir des Öfteren gefragt, wo denn nun der Mond genau aufgeht. Wir können auch nur grob schätzen und kurz nach 19 Uhr entdecken wir einen sehr blassen Fleck im Osten. Aber nur, wenn man ganz genau hinschaut.

 

Alternativ fotografieren wir also in der Blauen Stunde das markante Gebäude am Canada Place, dessen weiße Zipfeln sich fotogen im Wasser spiegeln.  

Der fast unsichtbare Super-Blood-Moon wandert währenddessen ungerührt am Himmel entlang. 

Shame on you!

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Canada Place in Vancouver

Wir packen unsere Siebensachen und suchen einen Futternapf. 

Eine Stunde später finden wir uns erfolglos wieder vor unserem Apartment. Es ist nicht das erste Mal, dass wir vor der vollen Schüssel fast verhungern. 

Aber schließlich wohnen wir ja direkt in Gastown mit jeder Menge Restaurants herum und letztlich werden wir in einem sehr netten Lokal doch noch ausgezeichnet abgespeist. 

Tag 3 - Montag, 28.9.15 - Bridal Veil Falls - Osoyoos

Tag 3

Die Mitarbeiter im Salty Tounge haben offensichtlich nicht damit gerechnet, dass Montag früh jemand frühstücken kommt. Anders ist es nicht zu erklären, dass wir über eine halbe Stunde auf ein paar Eier, Würstchen, Speck und einen Klecks Bohnen warten müssen. 

Und warum wir die einzigen Gäste sind. 

Dafür lasse ich mir aber auf Kosten des Hauses einen zweiten London Fog bringen. Das ist ein Schwarztee mit Vanille und aufgeschäumter Milch. Sehr feines Getränk!

 

Unsere Sachen sind rasch gepackt und wir rollen unsere Koffer einen Block weit zur Parkgarage. Dort erwartet uns die nächste Überraschung: EasyPark hat uns einen Strafzettel in die Windschutzscheibe geklemmt. 40 Dollar, weil ich mit einem Reifen über die weiße Begrenzung parke! In einem fast leeren Parkhaus...

Damit hat sich Vancouver offiziell zu einer der Städte gemausert, die uns zukünftig gestohlen bleiben kann. Sorry Michael Bublé, aber wir mögen deine Stadt nicht mehr!

 

In Abbortsford peilen wir das Raspberry Monument an und ich bin dann doch überrascht, als es plötzlich im Kreisverkehr vor uns auftaucht. Keine Möglichkeit, irgendwo mit dem Wagen zu halten.  Also bei der nächsten Ausfahrt wieder raus und umdrehen. Blöd, dass das grad eine Ausfahrt zum  Highway ist und die nächste Gelegenheit erst nach ein paar Kilometern ist. 

Beim zweiten Versuch finden wir eine Firmeneinfahrt in Gehweite zum Kreisverkehr. 

Der überdimensionale Himbeerstrauch hebt sich aber auch ausnehmend gut gegen den blauen Himmel ab!

Die Bäume rundherum sind allesamt noch ziemlich grün, doch je weiter wir nach Osten kommen, umso bunter wird es um uns herum. Viele gelbe Flecke und ein paar tiefrote Farbtupfer lockern das Grün der Wälder auf. Indian Summer is coming!

das Raspberry Monument in Abbortsford

Bei den Bridal Veil Falls legen wir einen Stopp ein. Hurra, hier kostet weder das Parken noch der Park selbst etwas. 

Eine Viertelstunde dauert der Weg zu den Fällen. Unterwegs kommt uns ein Mann mit zwei Farbkübeln entgegen. Er hat gerade den Zaun oben gestrichen, wir sollen nicht ankommen.

 

Wir sind zunächst allein bei den Fällen und trauen uns nicht näher herangehen, weil ein großes Schild darauf hinweist, dass auf das Verlassen des abgesperrten Bereichs eine Strafe steht. 

Aber zumindest stellen wir unsere Stative hinter dem Zaun auf, obrigkeitsverachtend wie wir sind!

 

Das Schild scheint aber sonst niemand zu stören, denn bald darauf kommen mehr Besucher, die ohne viel Federlesens den besagten Bereich verlassen und den steilen Wald in Richtung Fälle erklimmen. 

Wir sehen aber trotzdem keinen fotografischen Vorteil, der den steilen Aufstieg aufwiegen würde und bleiben in der sicheren Zone. Karsten - der Profifotograf - wird wieder einmal gebeten ein - diesmal indisches Paar - zu fotografieren. Sie nicken begeistert, als er ihnen das Ergebnis zeigt. 

 

Auch unsere besonderen Freunde, die Japaner, geben uns wieder die Ehre. Als wir zusammenpacken, quietscht einer von ihnen auf - der hat sich jetzt an den Zaun gelehnt...

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Bridal Veil Falls

Drei Stunden Fahrt bis Osoyoos. Die Gegend ist öde, kaum Bäume aber dafür viele Felsen und noch mehr Staub. Osoyoos liegt an einem See, direkt an der Grenze zur USA und schaut bei der Anfahrt vom Berg herunter ganz nett aus.

 

Das Ersatzhotel ist erwartungsgemäß unspektakulär und weil ich seit in der Früh Kopfschmerzen habe, nehme ich eine Tablette und lege mich für eine gute Stunde auf's Bett. 

 

Vor dem Nachtmahl fahren wir zum Spotted Lake, der uns bei der Herfahrt aufgefallen ist. Mineraleinlagen formieren sich im See zu runden Flecken, das schaut ungewöhnlich aus. 

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Spotted Lake in Osoyoos

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Osoyoos

In Osoyoos laufen wir die Hauptstraße auf und ab, kein einziges Geschäft hat nach sieben noch offen und Restaurants sind dünn gesät und schauen nicht sehr einladend aus. 

Wir finden mit dem Wildfire Grill das beste Lokal der Stadt (laut der Gästekritik an der Restaurantwand) und Karsten äußert sich begeistert über sein Steak. 

 

Bei der Bank nebenan hebt Karsten danach 200 Dollar ab, bekommt aber nur seine Karte wieder zurück. Weitere 100 Dollar bekommt er ausbezahlt. Jetzt muss er kontrollieren, ob die erste Behebung auch wirklich durchgeführt wurde. Möglich, dass nicht genug Geld im Automat war und die erste Aktion abgebrochen wurde. 

Tag 4 - Dienstag, 29.9.15 - Mount Revelstoke - Revelstoke

Tag 4

Beim Frühstück: das ältere Paar neben uns ist schon eine Woche hier. Er winkt plötzlich mit der Hand. Karsten: "Das ist  Alzheimer" Ich: "Die kommen sicher her, um zu vergessen..."

 

Die Gegend um Osojoos ist sehr fruchtbar, überall sieht man Verkaufsstände mit Obst und Gemüse. Massen von Kürbissen - Halloween wirft seinen Schatten voraus! 

 

Auf der Fahrt Richtung Norden fahren wir an einigen Seen entlang. Inmitten von hohen Felsen sind sie fast uferlos, wie dunkelblaue Edelsteine, perfekt in ihre gigantische Steinfassung gesetzt. 

 

60 km vor Revelstoke tauchen die ersten schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains auf und gleich danach sehen wir das erste Elch-Schild am Straßenrand!

 

In Revelstoke fahren wir zu unserer heutigen Unterkunft, dem Timber Loft. Es ist niemand zu Hause, doch die Tür zum Loft steht offen und der Schlüssel liegt bereit. So bringen wir die Koffer hinauf und ich entferne erst einmal einen Käfer vom Hocker vor dem Bett. 

Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen großen Raum. Mit viel Holz und direkt unter dem Dach wirkt alles sehr gemütlich. 

 

Wir halten uns aber nicht lange auf und fahren bei schönstem Sonnenschein den Meadows in the Sky Parkway auf den Mount Revelstoke hinauf. Oben gehen wir ein bisschen spazieren und genießen den weiten Rundblick. 

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Meadows in the Sky Parkway

Zurück in Revelstoke haben wir noch genügend Zeit, um ein wenig durch die Geschäfte zu strolchen. Wenn die nicht um 17 Uhr schon zu hätten! Es bleiben uns nur ein Bekleidungsgeschäft und ein Hardware-Store. Hier kaufe ich einen Ersatz für die verlorene Beilagscheibe für die Kamera, die zwar zu dick ist, aber ihren Zweck erfüllt. 

 

Also gehen wir kurz vor 6 Uhr schon Nachtmahl essen. The Village Idiot wurde mir empfohlen, es ist wirklich ein witziges Lokal und die Bedienung ist ausgesprochen nett. Das Essen ist auch sehr gut und ich bekomme wieder einmal eine echte Limonade. Im Marmeladeglas.

 

Das Timber Loft ist besonders für Entomologen sehr empfehlenswert - bevor wir uns ins Bett begeben, entsorge ich eine kleine Spinne in der Abwasch und zwei weitere Käfer. 

Da ist die Natur noch Natur!

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das Timber Loft in Revelstoke

Tag 5

In der Früh lassen wir uns von unserem Gastgeber ein Frühstückslokal empfehlen und sind mit dem Main Street Cafe sehr zufrieden!

 

Der Morgennebel verzieht sich rasch, trotzdem brauchen wir für den Gigant Ceder Boardwalk zum ersten Mal unsere Jacken. 5 Grad Außentemperatur ist doch ein wenig huschi.

Der kurze Spaziergang durch den Wald ist kein Highlight, interessant vielleicht, wenn man noch nie so hohe Bäume gesehen hat. 

 

Bis zum nächsten Ziel sind es eineinhalb Stunden Autofahrt und bei Ankunft hat es schon 16 Grad, da reicht ein Hemd über's T-Shirt. 

 

Zu den Wapda Falls müssen wir 2,4 km gehen, zum Glück größtenteils eben. Nur das letzte Stück führt steil bergab und dann stehen wir an der Oberkante des großen Wasserfalls. 

Um bessere Aufnahmen zu bekommen, klettern wir ein Stück näher zum Wasserfall. Nicht ganz ungefährlich, denn der steile Waldboden ist glitschig und man kann tief fallen! 

Zum Fuß des Wasserfalles wollen wir uns dann doch nicht den Weg suchen, noch dazu, wo die Gischt so stark ist, dass man eh nicht fotografieren kann. 

Auf der Weiterfahrt merke ich einen Zeitunterschied zwischen dem Navi und der Uhr im Auto. Wie es sich herausstellt, haben wir eine andere Zeitzone erreicht und verlieren eine Stunde. 

 

Die Umgebung ist prächtig: hohe Berge, viele Gipfeln mit Schnee bedeckt und bunte Mischwälder. Dazu ein strahlend blauer Himmel und angenehme Temperaturen. 

Der Straßenverkehr ist auch recht angenehm, wenige Autos und hie und da eine Baustelle mit Geschwindigkeitsbegrenzung. Nur kurz vor Field müssen wir über 10 Minuten warten, hier wird die Straße über einen Kilometer lang repariert. 

Bevor wir aber zu unserem Quartier fahren, biegen wir noch zum Faeder Lake ein. Fast wäre ich daran vorbeigefahren, aber Karsten sagt, ich soll dem Navi folgen und wieder umdrehen. 

Gut so, denn der kleine See und die sich darin spiegelnden Berge geben ein wundervolles Motiv ab!

Faeder Lake im Yoho Nationalpark

Danach fahren wir noch die Natural Bridge an, hier hat sich der Yoho River tief in die Felsen gefräst. Auch hier kraxeln wir wieder über schroffe Felsen, um einen guten Platz zum Fotografieren zu finden. 

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Natural Bridge 

Dann fahren wir aber zu unserer heutigen Unterkunft, dem Coyote Den in Field, sonst glaubt man noch, wir kommen nicht. 

Wir bekommen das Zimmer mit dem King-Size-Bed, weil es eine Absage gegeben hat. Das Zimmer schaut sehr nett aus, leider müssen wir uns das Bad mit den anderen Gästen teilen, aber immerhin haben wir als einziges Zimmer einen direkten Zugang hin. 

 

Um das Licht zu auszunutzen geht es anschießend zum Emerald Lake, wo wir uns auch mit der Wasserspiegelung fotografisch austoben. 

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Emerald Lake

Zum Nachtmahl geht es ins einzige Lokal im Ort, dem Truffle Pigs Bistro. Die etwas eigentümliche Speisekarte stößt bei Karsten auf keine große Freude, er entscheidet sich für die Ente, die 12 Stunden lang gekocht wurde. So hat sie auch ausgeschaut. 

Ich lasse meinen halbvollen Teller asiatischer Nachos zurückgehen, die sehr seltsame Kombination sagt mir gar nicht zu. Aber der Sauerrahm war gut!

 

Unsere Vermieter in Vancouver haben uns via Airbnb schlecht bewertet. Angeblich sollten wir beim Verlassen die Wohnung zusperren und den Schlüssel unter der Tür durchschieben. 

Also so eine Anweisung hätte ich sicher nicht vergessen. Vielmehr habe ich im Ohr, dass der Vermieter gesagt hat, dass sie sehr oft gar nicht absperren, so sicher ist es hier.

Aber ich kann auf die Bewertung antworten, na warte!

Tag 6

Gott, ich hasse es, ein Badezimmer teilen zu müssen! Gerade als wir aufstehen wollen, wird es von den anderen Gästen in Beschlag genommen. Hurra!

 

Beim Frühstück lernen wir die Mitbenutzter kennen: ein junges lesbisches Paar aus Hong Kong, die  uns mit einem sanften Rülpser begrüßen.

In Folge lernen wir etwas über Hong Kong, dass dort 45 Stunden in der Woche gearbeitet wird und viele Angestellte nur 7 Tage pro Jahr Urlaub haben. 

 

Wir verlassen Field und haben heute das ersten Mal in diesem Urlaub keinen blauen Himmel über uns. 

Im Joho Nationalpark fahren wir zwei Punkte ab, die Old Bridge und die Takakkaw Falls. 

Zu dem Wasserfall müssen wir ein bisschen gehen, jetzt scheint aber schon wieder längst die Sonne vom Himmel.  

Für die Dramaturgie der Bilder klettern wir auch hier auf den Steinen im Fluss herum und in einem unbeaufsichtigten Moment vertschüsst sich mein Stativ ins Wasser. Gott sei Dank ohne der Kamera! Jetzt ist es wenigstens wieder sauber...

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Krasse Wolkenbewegung durch eine Langzeitbelichtung am Yoho River.

die Old Bridge

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Takakkaw Falls

Takakkaw Falls

Ist schon recht praktisch!

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Um die Mittagszeit sind alle Bilder im Kasten und wir beschließen, noch einmal nach Field zu fahren, um in dem empfohlenen Burgerladen Mittag zu essen. 

Ziemlich vollgefressen fahren wir die restlichen 90 Kilometer nach Banff.

 

Schon bei der Einfahrt bin ich entzückt - so schön ist es da! Und hier, der berühmte Blick auf den Cascade Mountain. Jetzt sind wir wirklich angekommen!

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In Banff haben wir uns gleich auf den ersten Blick verliebt!

Wir finden vor der Blue Mountain Lodge eine Parklücke. Wir haben doch einen Parkassistenten im Auto. Zeit, den mal zu testen. 

Ich folge den Anweisungen und stelle mich eine Autolänge nach der Parklücke hin, schalte den Rückwärtsgang ein und nehme die Hände vom Lenkrad.

Holla! Das Auto schießt mit einer affenartigen Geschwindigkeit nach hinten, dass ich reflexartig auf die Bremse springe! 

Karsten: "Warst du das?" "Nein, das mach das Auto allein!"

Auch den Rest traue ich dem Auto nicht allein zu, immer wieder bremse ich ab. 

Doch das Auto weiss schon, was es tut. Sehr vorbildlich und kerzengerade steht es letztlich in der Parklücke. Und ich schmeiß meine Nerven weg!

In der Blue Mountain Lodge werden wir sehr herzlich empfangen, die junge Dame gibt uns jede Menge Tipps, obwohl ich fast alles auf meiner Liste habe. 

 

Unser Zimmer, das Cowboy Bunkhouse, hat einen separaten Eingang und wir parken mit dem Auto direkt vor der Tür. Obwohl das Zimmer sehr klein ist, strahlt es eine ungeheure Gemütlichkeit aus. Alles ist aus Holz gebaut und an den Wänden hängen viele alte Werkzeuge und Cowboy-Utensilien. Über dem Bett ist ein riesiges Bärenfell gespannt. 

Wir sind hellauf begeistert!

 

Nach dem Einziehen gehen wir die zwei Blocks ins Zentrum von Banff. Die Bügel meiner Sonnenbrille wackeln und gehören festgeschraubt. 

Die nette Rezeptionistin hat uns einen Optiker genannt und dieser ist so nett und richtet meine Brille wieder her. 

 

Ich liebe Banff, es ist so schön hier, die Häuser sind größtenteils sehr rustikal aus Holz und Steinen erbaut. Und immer wieder dieser spektakuläre Ausblick auf die Berge, insbesondere den Mount Cascade!

 

In einem Souvenirgeschäft werden wir fündig: zwei neue Schlafhosen für mich, ein T-Shirt für Karsten und eines für Nikki, dem ein T-Shirt für ein 6monatiges Baby passt. 

Außerdem geht ein 2 Meter langes grünes (!) Ladekabel für meine Apple Geräte und ein Magnet mit. 

 

Jetzt wird es aber Zeit, die Sonne geht bald unter und  wir müssen an eine Fotolocation.

An den Two Jack Lake und am Lake Minnewanka gibt es wieder schöne Spiegelungen, wenngleich auch der Sonnenuntergang nicht so spektakulär und schnell vorbei ist. 

Two Jack Lake

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Lake Minnewanka

Zum Abschluss fahren wir zum beleuchteten Fairmont Hotel, das wie ein Märchenschloss mitten im Wald an einem Abhang thront. 

 

Ohne großen Hunger geht es zu Fuß ins Zentrum von Banff. An Restaurants mangelt es ja nicht, wir haben die Qual der Wahl. Wild Bill's Legendary Saloon scheint uns die richtige Wahl zu sein. Karsten entscheidet sich nach langer Internet-Recherche, das Brisket zu versuchen, das Rindfleisch wird 15 Stunden gekocht. 

 Fairmont Hotel Banff

Tag 7

In der Früh ist Haare waschen angesagt, im Coyotes Den in Revelstoke war die Dusche ja eine Badewanne mitten in Raum ohne Vorhang. Das wär eine Überschwemmung geworden!

 

Beim Frühstück lade ich alle Handy-Fotos der letzen Tage auf Facebook, doch im Zimmer merke ich, dass nichts passiert ist. Offenbar wieder ein Problem mit dem Server. Eine halbe Stunde Arbeit umsonst...

 

Anschließend geht's zu den Cascade Gardens, von dort gibt es einen schönen Blick über die Main Street und den Cascade Mountain dahinter. 

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Cascade Gardens

Nach einem schnellen Foto fahren wir zum Tunnel Mountain View. Leider steht die Sonne schon ziemlich hoch und auf der falschen Seite. Da werden wir am Abend noch einmal vorbeischauen. 

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Tunnel Mountain View

Bei den Bow Falls wird gerade eine Ladung Chinesen aus einem Bus geleert. Ziemlich weit entfernt queren ein paar Karibus den Bow River, kaum mit dem 400er Objektiv ordentlich einzufangen. Aber alle Chinesen stehen mit dem Handy und machen Selfies. Unpackbar!

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Die Stadt zu queren kostet mich Nerven, es sind eh nur 40 km/h erlaubt, aber dann gurkt vor mir einer mit heißen 26 km/h - da werd' ich leicht unrund!

 

Mit dem Doppelsessellift lassen wir uns auf den Norquay Mountain hinauftragen. Das Wetter ist herrlich, die Jacken hätten wir wahrscheinlich gar nicht gebraucht. Aber sicher ist sicher!

Von oben bietet sich ein schöner Blick über Banff und die geschwungene Straße herauf.

Bow River Falls

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Norquay Mountain - Blick über Banff

Somit haben wir unser Tagesziel erreicht und den Rest des Nachmittages zur freien Verfügung. In der Lodge lade ich noch einmal alle Bilder in Facebook hoch und bringen uns informationstechnisch auf den letzten Stand. 

 

In der warmen Sonne wandern wir anschießend die ganze Banff Avenue auf und ab und gehen in jedes Geschäft, das uns interessiert. Ein ungeheurer Luxus an Zeit! 

 

Außergewöhnlich sind auch die Fußgängerübergänge in Banff: die Fußgänger können nicht nur die Straßen überqueren, sondern auch diagonal über die Kreuzung gehen. Und das immer gleichzeitig. Das gibt immer ein Gewurl, wenn es grün wird!

 

Ich suche ein Geschenk für den 50er meines Cousins und finde in einem Westerngeschäft Trinkgläser, die mit Baumrinde ummantelt sind. Schaut sehr rustikal aus, sind aber nicht gerade günstig. Ich überlege bis morgen.

 

Zum Schluss finde ich sogar noch eine blaue Sonnenbrille als Ersatz für die Verlorene in London. Ein Einzelstück und billiger als die 08/15 Brillen in den Souvenirgeschäften. Karsten schaut komisch....ich finde sie cool!

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die neue Sonnenbrille

Gummistiefeln für Cowgirls

Am Abend fahren wir zu den Vermilion Lakes und hoffen auf einen schönen Sonnenuntergang. Doch leider ist der Himmel ganz verhangen und die Sonne hat es schwer gegen die diesigen Wolken.

Trotzdem gelingen uns ganz gute Aufnahmen, denn der See spiegelt die Berge und die bunten Bäume. 

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Vermilion Lakes

Sonnenuntergang gibt es heute keinen und wir fahren zum Trans Canada Highway. Hier wollen wir die vorbeifahrenden Autos mit Langzeitbelichtungen aufnehmen. Doch auf dem Weg dorthin, beginnt es zu regnen.

Als wir den angegebenen Punkt erreichen, bleiben wir im Finstern auf einem kleinen Flecken neben der Straße stehen - keine 10 Meter neben zwei friedlich grasenden Wapitis!

Die beiden mächtigen Tiere lassen sich auch nicht stören, als wir aus dem Auto aussteigen. Zum Filmen oder Fotografieren ist es leider viel zu dunkel. 

 

Die geplanten Aufnahmen fallen auch im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser und als wir noch überlegend im Regen herumstehen, sehen wir etwas weiter drei weitere große Tiere die Straße überqueren. 

Wir entschließen uns, zurück zur Lodge zu fahren und ich fahren vorsichtig an der besagten Stelle vorbei. Was gut ist, denn auch direkt vor unserem Auto queren zwei Wapitis, englisch Elk, den Highway. 

 

Zum Nachtmahl gehen wir zu Tony Roma's, das ist nicht weit von der Lodge entfernt. 

Kasten kann sich nicht entscheiden, was er nehmen soll.

Der Kellner fragt, zwischen welchen beiden Speisen er schwankt: Lachs und Huhn. Er rät zum Huhn, denn: "If you can't see the sea, don't eat the fish!"

Tag 8

Beim Frühstück sind wir mit einem asiatischen Paar allein. Der Mann schlürft total grauslich seine Cerealien in sich rein, widerlich!

Nun ja, ich habe ja mein iPad mit und so spiele ich einfach meine Musik ab, der merkt eh nicht, dass das jetzt von uns kommt.

 

Es ist über Nacht sehr kalt geworden, in der Früh hängt der Nebel tief und man sieht keine Berggipfel. 

Auf der Banff Avenue möchte ich noch einmal in das Geschäft, um das Geschenk für meinen Cousin zu besorgen. Parkplätze sind hier keine vorgesehen, letztlich hab ich einen weiteren Weg, als wäre ich gleich von der Lodge weggegangen.

 

Ich suche mir vier schöne Gläser aus und wende mich an die Verkäuferin. Die ist allerdings nur zur Deko da, denn so wie gestern schickt sie mich an den zweiten Verkäufer. Der packt gerade für ein Paar irgendetwas ein und packt und packt und packt.....

Ich stelle die vier Gläser ab, nicht dass mir aus Schwäche noch eines runterfällt und hole noch ein Windlicht aus Birke. 

 

Wir schauen noch einmal zu den Vermilion Lakes. Beim ersten Steg sind zwar jede Menge Leute aber keine Aussicht. Den zweiten Steg lassen wir auch links liegen und fahren weiter, weil wir beim dritten Steg noch gar nicht waren. Und siehe da, hier gibt der Nebel einen Teil der Berge frei. 

Es ist bitter kalt, 1 Grad und ich ziehe mir über T-Shirt und Hemd noch die Outdoorjacke an. Karsten braucht nur sein T-Shirt und die Weste. Er braucht immer ein bissl länger, bis er merkt, dass ihm kalt ist. Dann aber ja!

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Vermilion Lakes

Auf dem Highway überholt uns ein SUV, dem ein Schneebrett vom Dach rutscht. Wo kommt der denn her?

 

Die Muleshoe Picknick Area punktet mit einem Birkenhain, den kann man auch bei bedecktem Wetter gut fotografieren. Immerhin ist es schon um 2 Grad wärmer. 

Unsichtbar zieht tief unter uns ein Zug laut tutend vorbei. 

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Muleshoe Picknick Area

Ob der Temperaturen ist es uns gar nicht so unrecht, dass wir den 2,7 km lagen Weg in den Johnston Canyon nicht machen können, weil alle Wege repariert werden und deshalb gesperrt  sind. 

 

Der 0,7 km lange Spaziergang zu den Silverton Falls ist gerade noch im Rahmen. Karsten flucht zwar wegen der vielen Baumstämme, die wie Mikadostäbe den Weg versperren. Er kommt mit dem Rucksack am Buckel kaum drunter durch. "Jetzt weißt du, wie es dem Quasimodo geht". 

 

Auch die freie Sicht auf den Wasserfall ist von zwei umgefallenen Baumstämmen verstellt. Ich kraxle deshalb auf den aus Schwemmholz angehäuften Damm und hantle mich auf den morschen Baumstämmen in die Mitte des Abflusses.  Nur nicht ausrutschen!

Später fallen mir noch beide Filter ins Wasser, gottseidank an einer seichten Stelle. Am Stativ fehlt schon wieder ein Gummifuss, zum Glück gab's dir nur im Dreierpack und ich hab noch zwei in Reserve. 

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Silverton Falls

In Lake Louise beziehen wir ein Zimmer in der Mountaineer Logde. Karsten fragt in Anbetracht der zwei Betten wie immer: "und welches Bett nehmen wir?" Nix da, ich freue mich, dass ich wieder einmal eine Decke für mich allein hab!

 

Damit die Zeit vergeht fahren wir an den Lake Louise. Unglaublich, wie grün das Wasser ist. Die Berge sind immer noch im Nebel, deshalb bleiben unsere Kameras im Auto. 

Beim Fairmont Hotel wurde ein Bus mit Indern ausgeleert, die stehen jetzt alle am Ufer und machen Selfies. 

Karsten meint, wie erschreckend muss das für so Inder sein, in ein Land zu kommen, wo es keine Leute gibt.

 

Lake Louise ist ja kaum als Ort zu bezeichnen, ein paar Hotels und ein paar Häuser verstreut, mehr ist da nicht. Deshalb suchen wir uns auch eine halbe Stunde zum Nurmi, weil wir eine Pizzeria suchen, die wir auf Google Maps zwar finden, in der Realität aber nicht. 

Das gibt's ja nicht, jetzt fahren wir schon dreimal um das Hotel herum, es muss doch da irgendwo sein! Karsten geht an die Rezeption und fragt nach. 

Kein Wunder, dass wir es nicht gefunden haben, ist es doch Teil des Hotels und von außen nicht erkennbar. 

Tag 9

Kurz nach 6 Uhr stecke ich meinen Kopf durch die blickdichten Vorhänge - es ist noch ziemlich dunkel. 

Um 7:30 merkt Karsten, dass es heute genauso neblig ist wie gestern, also streichen wir den Plan, vor dem Frühstück zum See zu fahren. 

 

Zwei Stunden später fahren wir zum Lake Moraine, die Berggipfel sind im Nebel verborgen. Hinter dem Nebel scheint sicherlich die Sonne, nur die nutzt uns nichts...

 

Der Lake Moraine liegt in den Bergen, doch meine Hoffnung, dass wir den Nebel unter uns lassen, bewahrheitet sich leider nicht. 

 

Dieser See ist noch grüner als der Lake Louise und auf der Suche nach einer guten Fotoposition balancieren wir zunächst über angeschwemmte Baumstämme, dann klettert Karsten auf den 50 m hohen Felshügel am Ufer. 

Ich suche zunächst am Ufer nach fotogenen Motiven, da sich die Steine deutlich durch das klare  Wasser abzeichnen.

Dann klettere ich die Felswand zu Karsten hinauf. 

 

Oben haben wir einen tollen Blick auf den See und können ein paar schöne Bilder schießen. Doch leider gibt es auch einen einfacheren Weg herauf und alsbald strömen die Chinesen zu Hauf auf den Hügel, klettern über die Mauer und verstellen uns die Aussicht. Man tät sich echt wünschen, dass einmal einer abstürzt.  

 

Es wird kurzfristig zwar etwas heller, aber wir merken, dass das in der nächsten Zeit wohl nichts mehr wird und machen uns auf den Rückweg.

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Lake Moraine

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und so schaut's aus, wenn ein Bus Chinesen ausgeleert wird

Zum Lake Louise Lookout geht es 1,6 km nur bergauf. Da kommen wir ganz schön ins Keuchen! 

Doch der Blick ist jeden Schritt wert - unter uns der See und das Fairmont Hotel! 

Noch dazu haben wir die Aussicht für uns allein - nur zwei freche Vögel umschwirren uns permanent und landen provokant direkt vor uns auf dem Geländer. So komme ich zu ein paar schönen Schnappschüssen mit Vogel vor dem Hotel. 

 

Doch auch dieser Zustand dauert nur kurz an, nach und nach füllt sich die Aussichtsplattform und bevor wir erdrückt werden, gehen wir lieber. 

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  Lake Louise Lookout

Unten am Ufer vor dem Fairmont Hotel sehen wir, dass der Himmel schon teilweise blau ist und beschließen es auszusitzen. 

 

Die Uferpromenade ist vollgesteckt mit drei oder vier Busladungen Chinesen und staunend beobachten wir die Fotokultur der Söhne und Töchter Mao Tse Tungs: ein Mann fotografiert seine Frau - zwei Bilder hochkant, zwei Bilder quer. Dann stellt sich die Mutter dazu - zwei Bilder hochkant, zwei Bilder quer. Dann kommt noch der Vater dazu - zwei Bilder hochkant, zwei Bilder quer. 

Dann drückt die Mutter dem Mann ihr Handy in die Hand - zwei Bilder hochkant, zwei Bilder quer.

Schließlich wird der Mann auch noch fotografiert, diesmal übernimmt die Frau die Kamera - zwei  Bilder hochkant, zwei Bilder quer. 

Und auf allen Fotos schauen die Protagonisten exakt gleich drein. 

 

Auf der Bank wird es trotz Sonnenbestrahlung ein wenig kalt, deswegen besuchen wir das Fairmont Hotel und das dortige schöne Klosett. 

 

Dann ist es soweit: die Berge sind fast wolkenlos und wir erstreiten uns einen Platz in der ersten Reihe für unsere beiden Stative. Nicht, dass sich trotzdem ein Chinese genau vor unsere Linse stellt, sind ja auch leicht zu übersehen...

Durch den ungeplanten längeren Aufenthalt in Lake Louise hinken wir jetzt unserem nicht vorhandenen Zeitplan etwas nach. Das heißt, dass wir bis zum Endziel noch neun Foto-Spots haben. 

 

Zum Herbert Lake sind wir zu spät dran, die Sonne blendet, wir halten uns nicht lange auf. 

Die Mossy Falls sollen direkt neben der Strasse sein, wir finden sie nicht und suchen auch nicht danach. 

Lake Louise

Erst beim Mosquito Creek verweilen wir wieder etwas länger.  

Auch beim Bow Lake steht die Sonne nicht mehr günstig, hier hätten wir am Vormittag sein sollen. Ist aber nicht weiter tragisch, die Prioritäten lagen heute sicher beim Lake Louise. 

 

Den nächsten Spot lassen wir gleich ganz aus, weil wir den Beginn des Pfades nicht finden. Der ist  ziemlich schwierig zu entdecken, schreibt auch der Autor unserer Urlaubsfotobibel. 

 

Beim Peyto Lake wollen wir auch nur schnell ein Bild machen, müssen aber feststellen, dass man vom Parkplatz aus 10 Minuten bis zur Aussichtsterrasse geht. Es sei denn, steht auf der Informationstafel, man fährt zum oberen Parkplatz.

Und schon sitzen wir wieder im Wagen. 

 

Wie sich gleich darauf herausstellt, ist der obere Parkplatz für Busse und Behindertenfahrzeug vorgesehen. Das ist uns angesichts der vorgerückten Stunde aber ziemlich egal, muss der Karsten halt wieder ein wenig hatschen beim Aussteigen....

Wie sich zeigt, sind wir nicht die einzigen, denen das ebenso egal ist.

Wir beeilen uns trotzdem, denn gleich nach uns sind zwei Chinesen-Busse ausgeleert.

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Peyto Lake

Am Parkplatz checken wir dann die verbleibenden drei Stopps und beschließen, zwei davon morgen in der Früh zu machen und den Silverhorn Creek bei Sonnenuntergang. 

 

Deshalb geht es direkt zum Crossing Resort, das ganz malerisch von Bergen umrahmt ist. 

Das Resort ist eigentlich ein Motel, die einzelnen Hütten sind aber rustikal eingerichtet.

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Der Internetzugang kostet heute 10,50 Dollar, wir dürfen aber keine Bilder runterladen.

Und wirklich, beim Versuch die TrackMyTour Wegpunkte online zu stellen, wird mein Zugang blockiert. Na dann halt nicht!

 

Nachdem wir das Nachtmahl gecheckt haben - nicht, dass wir am Ende vor geschlossenen Türen stehen - fahren wir die 20 km zurück zum Silverhorn Creek, wo wir nette Sonnenuntergangsbilder schießen. 

 

Nach dem Nachtmahl schreibe ich stehend im Zimmer meinen Bericht. Wir mussten uns wegen dem Platz zwischen den beiden Stühlen und den beiden am Boden aufgeklappten Koffern entscheiden. Die Koffer haben gewonnen.

Sonnenuntergang am Silverhorn Creek

Tag 10

Ui, heute ist es kalt! 

In der Früh ist das Auto dick mit Raureif überzogen. Bevor wir zum Frühstück fahren, muss ich es erst auftauen lassen. Das geht aber eh sehr schnell!

 

Offenbar hat man auch in dieser Lodge nicht mehr mit Gästen gerechnet. Obwohl wir die einzigen im Restaurant sind, dauert es eine halbe Stunde, bis wir unser Frühstück bekommen. Wahrscheinlich wurde der Koch erst geweckt. 

Aber wir haben eine tolle Aussicht vom Restaurant!

 

Als wir losfahren, hat es - 2 Grad. Im Geiste gehe ich meine Urlaubsgarderobe durch, Handschuhe sind nicht dabei.

Der Wagen hat Sitz- und Lenkradheizung, das lob ich mir!

 

Der Waterfoul Lake hat eine schöne Spiegelung, draußen hat es - 4 Grad. 

Wir haben Glück, keine 10 Minuten später kommt ein leichter Wind auf und vorbei ist es mit der Spiegelung. 

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Waterfoul Lake

Zum Mistaya Canyon müssen wir 500 m gehen, das geht grad noch in der Kälte. Doch es lohnt sich, denn hier hat sich das Wasser dramatisch tief in die Felsen eingegraben. Im Hintergrund thronen die schneebedeckten Berge. 

 

Danach nehmen wir noch einen schönen Reflecting Pool mit, jetzt kommen die Foto-Spots alle paar Kilometer. Deshalb lassen wir auch den einen oder anderen Punkt aus, wenn sich herausstellt, dass wir entweder zum falschen Licht da sind oder das Objekt den Aufwand nicht  lohnt. Das Aufstellen der Stative und Einrichten der Kameras dauert schon eine Weile.

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Mistaya Canyon

Die Weeping Wall sieht man schon von der Straße aus - mehrere feine Wasserfälle fallen dicht an einer senkrechten Felswand herab. Die besten Aufnahmen macht man aber direkt unter den Fällen und so suche ich den vom Fotografen beschriebenen Trail.

Karsten ist etwas unlustig, doch ich finde den Pfad und wir machen uns mit der Ausrüstung auf den Weg.

 

Leider endet der Pfad nach ein paar Metern und wir schlagen uns durch das Unterholz weiter bis wir auf den richtigen Weg stossen. Der Weg zur Wand ist nicht lang aber sehr steil.

Die Bilder entschädigen aber auch hier den mühevollen Anstieg. 

 

Runter geht es etwas geräuschvoller: Karsten rutscht auf dem Geröll aus und schimpft wie ein Rohrspatz. Die Elemente sind eindeutig gegen ihn. 

 

"Drei Brücken und ein Autowrack" steht als nächstes auf dem Programm. 

Wir finden die erste Brücke und machen uns auf den Weg zu den beiden anderen Punkten. Die Jacke können wir getrost im Auto lassen, es hat inzwischen schon wieder 10 Grad und die Sonne wärmt uns den Rücken. 

500 m steht in der Beschreibung, dann kommt die 2. Brücke. Nach 700 Schritten werde ich misstrauisch. Wir sehen etwas weiter einen mächtigen Wasserfall durch den Wald blitzen, doch weit und breit keine Brücke. Nach weiteren 200 Schritten drehen wir um.

Im Auto lese ich dann, dass wir eh am richtigen Weg waren, da nach 500 m der Wasserfall kommt und nach weiteren 400 m die 2. Brücke und das Wrack. 

Jetzt gehen wir aber auch nicht mehr zurück!

Unsere chinesischen Freunde sehen wir heute nur in Bussen vorbeifahren - zum Glück fahren die alle zum Columbia Icefield. 

Wir bleiben an dem Gletscher nur kurz für ein Foto stehen, eine nähere Erforschung ist nicht notwendig. Die Touristen lassen sich mit Bussen zum Eisfeld karren um dann mit speziellen Bussen am Eis herumgefahren zu werden. Absolut entbehrlich!

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Graveyard Flats Reflecting Pool

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Weeping Wall

Die Tangle Creek Falls sind freundlicherweise gleich neben der Straße. Karsten muss sich mit einer älteren Schnepfe ärgern, die sich ihm ins Bild stellt. Überhaupt - ihr Handy scheint offenbar schon mit dem Stick verwachsen zu sein. Die sieht ja gar nicht mehr, was sie eigentlich fotografiert. 

 

Der Blick auf die Tankuhr macht mich nervös. Der Tank ist etwas mehr als ein Viertel voll und die nächste Tankstelle ist in Jasper, 86 km entfernt. Hätten wir doch nur in River Crossing getankt!

20 km bis zur Sunwapta Lodge. Vielleicht gibt es ja dort eine Tankstelle oder sie verkaufen so Benzin. Meter für Meter erwarte am Display des Autos den Hinweis, für wie viele Kilometer der Sprit noch reicht. 

 

Kurz nach 3 Uhr erreichen wir die Sunwapta Lodge und es gibt keine Tankstelle oder Benzin. Erst in Jasper, das ist gottseidank eh nur noch knappe 50 Kilometer entfernt. Bislang noch keine Meldung vom Wagen. 

on the road

Wir richten uns in unserem Bungalow ein und surfen eine gute Stunde im Internet, das hier zwar gratis aber genauso lahmarschig wie gestern abend ist. 

 

Wir haben uns für 7 Uhr im Restaurant angemeldet. Da geht sich vorher noch ein Besuch bei den Sunwapta Falls aus, die ja quasi vor der Haustür liegen.

Die Fälle sind ein wahrer Spielplatz für uns, sobald einmal das Rudel Chinesen weg ist haben wir freie Platzwahl und jedes Foto wird ein Burner!

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Sunwapta Falls

Tag 11

Beim Frühstück schau ich aus dem Fenster und da läuft doch tatsächlich ein Elch an der Straße entlang!

Ich bin gleich aufgesprungen und habe das Handy gezückt, aber da hätte man nichts drauf erkannt. Ein Video wär effizienter gewesen. Beim nächsten Mal!

 

Der junge Kellner hat uns erzählt, dass das erst der zweite Elch war, der hier direkt an der Lodge gesichtet wurde. Da haben wir wohl besonderes Glück gehabt!

 

Es ist etwas wärmer als gestern abend, doch die Jacke müssen wir immer anziehen, wenn wir das Auto verlassen.

Weiter geht es in unserem dichten Programm. Ich bin aber über diesen Photoguide sehr froh, sicherlich wäre ich an vielen Punkten einfach vorbeigefahren, die man von der Straße gar nicht  sieht.

 

Wie zum Beispiel der Blick über den Athabasca River und die tollen Berge dahinter. 

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Athabasca River

Die Tankuhr schlägt immer noch nicht an und nach 20 km bin ich auch wieder entspannt, das geht sich auf jeden Fall bis zur Tankstelle in Jasper aus!

 

Die Athabasca Falls sind ein Highlight im Jasper Nationalpark, umso mehr bin ich über die wenigen Besucher überrascht. 

Fast zwei Stunden verbringen wir bei den Fällen, wir spazieren von der Kante des Wasserfalles über den ausgefrästen Canyon bis zur Einmündung in den den Fluss.

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Athabasca Falls

Ein weiterer Geheimtipp ist der versteckte Horseshoe Lake. Leider haben wir auch hier Gegenlicht und so können wir die tolle Spiegelung nur sehr unbefriedigend fotografieren.

 

6,5 km bis Jasper und der Tank hält! 

Da leisten wir uns auch noch den Ausflug zum Edith Carvell Lake. 14 km geht es über Serpentinen den Berg hinauf. 

Auf der Infotafel ist der See gleich neben dem Parkplatz eingezeichnet. Wir holen gerade unsere Sachen aus dem Kofferraum, als uns das Paar, das neben uns parkt und grad die Mountainbikes anwirft, anspricht. Ob wir zum See wollen, wir sollen uns auf jeden Fall etwas zu essen mitnehmen, das sind 20 km. 

Was? Das kann ja nicht sein.

Ach, zum kleinen See wollen wir, na das ist nicht weit. 

Na haben wir ein Glück!

Horseshoe Lake

Edith Carvell Lake

Wir sind fast in Jasper, als die Tankuhr am Display anzeigt, dass wir ab jetzt auf Reserve fahren und noch 80 km weit kommen. Die ganze Aufregung umsonst!

 

Ich habe etwas außerhalb von Jasper am Patricia Lake die nächsten zwei Nächte gebucht und sind begeistert über unseren Bungalow. 

So schön - ein Wohnzimmer mit Kamin, ein großes Badezimmer mit Fußbodenheizung und das große Schlafzimmer mit zwei King-Betten und Küchenzeile. 

Nur mit dem Wifi will es nicht klappen - voller Ausschlag aber keine Internetverbindung...

 

Ich wundere mich noch über den doch recht günstigen Preis, 191 Dollar für zwei Nächte, da sagt Karsten, dass beim Einchecken gesagt wurde, dass wir morgen schon wieder abreisen. 

Ich schau die Mailbestätigung an und tatsächlich, es wurde nur für eine Nacht gebucht.

Na gut, dass uns das heute aufgefallen ist, morgen wär*s ein bissl blöd gewesen.

Ohne Probleme kann ich noch eine Nacht dazu buchen, dass schaut der Preis natürlich schon anders aus....

 

Wir spazieren zum See und holen unsere Kameraausrüstung. Sehr dekorativ ragt ein Steg in den  See auf dem zwei rote Sesseln stehen. Außerdem sind am Ufer Steinhaufen, die geben auch eine netten Blickfang ab. 

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Patricia Lake

Nach einer Runde Fotografieren schauen wir uns die empfohlenen Frühstücks- bzw. Abendessen-Lokale an und spazieren dabei durch die beiden Geschäftsstraßen von Jasper. 

 

Unerwartet gefällt es mir ganz gut hier, viele Häuser sind aus Natursteinen gebaut, manche sogar aus runden Kieseln. Das schaut auch sehr rustikal aus. Banff war Holz, Jasper ist Stein. 

 

Nach dem Nachtmahl werfen wir im Bungalow noch den Kamin an, das geht ganz einfach mittels Thermostat. Das Feuer ist echt, wenn auch durch Gas am Leben erhalten, das Holz ist es nicht. Das stört mich aber nicht, als ich im Feuerschein den heutigen Tagesbericht schreibe.

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Spaziergang durch Jasper

Tag 12

In der Nacht hat es geregnet. Das bedeutet wieder nebelumhüllte Berggipfel. Ein Blick auf die Wettervorhersage zeigt, dass es mit dem schönen Wetter erst einmal vorbei ist. Aber wir dürfen uns wirklich nicht beschweren!

 

So toll die Unterkunft am Patricia Lake ist, das Internet funktioniert weder über den hauseigenen WLAN noch über unsere Pripaid-Karte.

Deshalb sind wir recht froh, dass das Restaurant am Pyramid Lake einen flotten Hotspot hat.

 

Und eine schöne Aussicht auf den See, man sieht auch sehr gut, dass es wieder zu regnen begonnen hat. Nun ja, wir haben es ja heute nicht eilig, auch wenn uns der Kellner unaufgefordert die Rechnung vom Frühstück bringt, wir sitzen den Regen hier aus. 

Und überhaupt hab ich meinen Tee noch gar nicht ausgetrunken!

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Patricia Lake

Den Maligne Canyon finden wir erst auf den dritten Anlauf. Der erste Parkplatz ist total verwaist, keine Infotafel, die uns weiterhilft. Ein Blick in unsere Fotobroschüre, hier wurden Fotos von der 5. Brücke gemacht. 

Moment, das hab ich doch im Vorbeifahren gelesen! Also wieder zurück und auf den nächsten Parkplatz. 

Auch hier fast keine Autos, aber immerhin eine Info zur Orientierung. Man kann den Canyon von zwei Seiten aus durchwandern. Da hier aber kaum Autos stehen, vertraue ich meinem Instinkt und wir fahren zur ersten Brücke. Hier ist der Parkplatz gut gefüllt.

 

Wir wandern von der ersten bis zur vierten Brücke und je weiter wir kommen, umso weniger Besucher stören uns beim Fotografieren. 

Und da können wir uns austoben! Ein Motiv nach dem anderen, bei den Langzeitbelichtungen ist der bedeckte Himmel ein Vorteil!

 

Bei der dritten Brücke werden wir plötzlich von einer Gruppe Japaner umringt, die sich mit "Solly,  Solly" für die Störung entschuldigen. 

Wir warten - unsere Stative umklammert - bis sie sich wieder verziehen, denn jeder Schritt ist eine Erschütterung und verwackelt das Bild. 

 

Ich bin gerade beim Zusammenpacken, als einer der Japaner zu mir tritt und fragend auf die Kamera schaut: "May I take a look?"

Ich bin ja nicht so, und drücke auf den Knopf, damit mein letztes Bild angezeigt wird.

"Beautiful" flötet er, doch da ich die Kamera gar nicht eingeschaltet habe, sieht er nur das schwarze Display. 

Ich dreh die Kamera auf, das Bild erscheint: "Beautiful!" 

No na ned!

 

Über zwei Stunden verbringen wir im Maligne Canyon, gegen Ende lassen wir im gegenseitigen Einvernehmen einige Motive unfotografiert, weil wir einfach nicht mehr alles aufbauen wollen. 

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Maligne Canyon

Der Medicine Lake ist irgendwie abhanden gekommen, die riesige Fläche birgt nur noch vereinzelt Wasser. Der Wald rundherum ist völlig abgebrannt, kahl und schwarz ragen die Baumleichen in den Himmel. 

Beim Einparken ramme ich vorne einen der ziemlich stabilen bärenresistenten Mistkübel. Zum Glück bekommt das Auto nur ein paar grüne Farbflecken, die man hoffentlich mit einem Tuch abwischen kann. Fällt aber im allgemeinen Dreck nicht besonders auf.

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Medicine Lake

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verbrannter Wald rund um den Medicine Lake - Waldbrände gehören hier zur natürlichen ökologischen Dynamik 

Der letzen Punkt für heute ist der Maligne Lake. Wir haben gerade eingeparkt, als hinter unserem Wagen eine Frau vorbeigeht, völlig mit Tüchern verhängt und einen Stab in der Hand. 

"Schau mal, die Mutter von Jesus ist auch schon da" sagt Paul.

 

Der See ist sicherlich ein Highlight - wenn der Himmel klar ist und die Sonne untergeht. Jetzt, bei bedecktem Himmel ist das Ergebnis nicht so berauschend. 

Ein Schild warnt vor Elchen, man soll sich ihnen niemals näher als 100 Meter nähern.

Wenn wir doch schon endlich einmal welche sehen würden!

 

Aber auch heute sehen wir nur ein Reh, dass neben der Straße steht und flink in den Wald springt, als wir uns langsam nähern. 

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Maligne Lake

Bei der Fahrt zurück nach Jasper schreckt Karsten plötzlich auf: er hat heute morgen vergessen, ein paar Serien zum Aufnehmen zu programmieren. Jetzt ist es schon zu spät, in Wien ist schon Hauptabendzeit. 

Zum Glück werden die in der Nacht wiederholt, so kann er es am Abend doch noch auf unserer Festplatte zu Hause aufnehmen lassen. Die Technik heutzutage ist schon ein Wahnsinn!

 

Zurück in Jasper haben wir nun genug Zeit, allen Geschäften einen Besuch abzustatten. Doch zuvor probieren wir wieder den Einpark-Assistenten aus.

Wunderbar, wie der Wagen von allein rückwärts einparkt - und ich steige panisch auf die Bremse, als der Wagen so wahnsinnig schnell auf den hinter uns Parkenden zuschießt.

Ich trau dir nicht!

 

In einem netten Geschäft kaufen wir 16 verschiedene Sorten Trinkschokolade, von Saltet Caramel über Eggnog bis Butter Pecan. Die bieten sich auch als kleines Weihnachtsgeschenk an - wenn etwas davon übrig bleiben sollte. 

Für unseren Nachbarn, der uns ein bissl die Wohnung zu Hause hütet, bringen wir drei Fläschchen mit Hot Sauce mit und zum Schluss finden wir im örtliche Liquor-Store noch eine Flasche Ice Cidre für meinen Cousin, damit die Gläser nicht so alleine kommen.

 

Als wir nach dem Nachtmahl in unserem Bungalow kommen, werden wir dort mit Licht im Wohn- und Schlafzimmer erwartet. Das Housekeeping hat auch unsere Zahnbürsten und die Zahnpasta hübsch in ein Handtuch eingewickelt. Sehr nett!

Tag 13

Wir sind schon recht flott in der Früh: um 8 Uhr aufgestanden und 20 Minuten später mit gepackten Koffern im Auto am Weg zum Frühstück!

 

Bevor wir uns nach Westen wenden, fahren wir noch ein Stück den Jasper NP Richtung Osten. 

Die Punchball Falls sind gleich neben dem Parkplatz, allerdings nur senkrecht von oben zu sehen.

In der Fibel steht, dass der Fotograf über die Absperrung geklettert ist, um so auf die andere Seite zu gelangen.

 

Wir also nicht faul, durch das Loch im Zaun gekraxelt und entlang einem sehr steilen Abhang auf die Vis-a-vis-Seite des Wasserfalls balanciert. Karsten hat kein Vertrauen in seine Profilsohlen und geht wie auf rohen Eiern, ständig mit der Angst, abzurutschen. 

Als wir nach den Bildern wieder auf dem sicheren Weg stehen, ist er mit den Nerven fertig!

Nicht weit davon ist das Glory Hole, ein schöner reflektierender See. Das Wetter ist gerade günstig, denn wir erwischen einen blauen Himmel mit ein paar Wolken. 

Eine halbe Stunde später ist der Himmel schon wieder total zugezogen. 

Bevor wir die Nationalparks verlassen, kommen wir am Moose Lake vorbei. Da müssen wir natürlich stehenbleiben. 

Zwischen dem See und der Straße verlaufen Eisenbahnschienen und in einer Kurve finden wir eine ideale Position für ein paar Bilder. Leider fährt grad keine Eisenbahn, das wär das i-Tüpfelchen! 

 

Grad als wir wieder im Auto sitzen, fährt unter uns eine Eisenbahn vorbei. Mist, hätten wir nur 5 Minuten gewartet....

Aber der See ist lang, vielleicht erwischen wir sie noch weiter vorne, die fahren eh nicht so schnell.

 

Nach ein paar Kilometern fahre ich rechts ran, schnappe mir das Handy und hirsche über die Straße. Da, die Lichter der Lok sind noch ein wenig entfernt, das geht sich super aus. 

Ich stelle auf Video und kann die Eisenbahn schön im Vorbeifahren - den See im Hintergrund - aufnehmen.

Als der Lokführer mich sieht und das Signalhorn ertönen lässt, reißt es mich ein bissl. Das sieht man auch am Film.

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Glory Hole

Punchball Falls

Ui, da reißt's mich!

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Moose Lake

Seitdem wir wieder in British Columbia sind, haben wir auch wieder eine Stunde gewonnen und daher viel Zeit, es ist nicht mehr weit bis Valemount, wo wir heute übernachten. 

 

Deshalb schleife ich mich spontan ein, als ich ein Hinweisschild auf die Overlander Falls am Straßenrand sehe und alle Kumpels fallen hinten von der Sitzbank.

 

Warum auch immer, aber diese Fälle habe ich nicht im Programm, dabei ist der Weg nur sehr kurz, wie Karsten auf der Infotafel feststellt.

 

Es stehen nur zwei Autos hintereinander auf dem Parkplatz, dazwischen Platz für drei Autos. Da kann ich doch gleich noch einmal den Parkassistenten ausprobieren, ob der jetzt bremst oder nicht.

Er tut es nicht und wieder einmal hat nur ein beherzter Tritt auf die Bremse Schlimmeres verhindert. 

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Overlander Falls

Auch die Rearguard Falls sind fast neben der Straße, ein kleiner Spaziergang führt direkt zur Kante und wir stehen ein paar Meter neben den tosenden Wassermassen. 

Ich drehe einen Slo-Mo Film mit dem iPhone, es schaut super aus, wenn das Wasser in Zeitlupe dahin schießt!

 

Dann sind wir auch schon bei Kerstins's Chalet in Valemount angelangt. Wie der Name schon verrät, sind das ausgewanderte Deutsche, die hier ein B&B betreiben. 

Das Zimmer ist sehr nett in hellblau eingerichtet, der Blick geht direkt in den Wald. Vielleicht traut sich ja am Abend oder morgens ein Elch.....man kann ja noch träumen!

Rearguard Falls in Zeitlupe

Um uns die Zeit zu vertreiben, gurken wir um und durch Valemount, das ist ja wirklich das letzte Kaff hier! 

Die empfohlene Straße auf den Hausberg haben wir nicht gefunden, der See - über eine 10km lange dirt road zu erreichen - ist auch kein Burner. Und das Naturschutzgebiet ist schlichtweg nicht dort, wo es auf der mitgegebenen Karte verzeichnet ist. 

Geschäfte sind in Valemount auch nicht vorhanden, außer dem örtlichen Baumarkt und dem Supermarkt haben wir keine Einkaufsmöglichkeit entdeckt. Aber dafür kennen wir jetzt im Supermarkt jeden Gang!

 

Zum Nachtmahl das Highlight: das Restaurant Caribou Grill schaut von außen und innen aus wie eine Blockhütte, die Bedienung ist sehr nett und das Essen ausgezeichnet!

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im Caribou Grill in Valemount

Tag 14

Mit unseren deutsche Vermietern plaudern wir beim Frühstück noch eine gute Stunde. Karsten isst höflichkeitshalber das bereits servierte Joghurt, der Arme! Ich freue mich über den Käse, der geht mir schon ein bissl ab. 

 

Vor der Abreise zahlt Karsten noch unsere beiden Strafen - die Empfänger sollen eine siebentägige Verstopfung bekommen! 

 

Es beginnt zu regnen, als wir Valemount verlassen. Zwei Stunden dauert die Fahrt bis Clearwater, wo wir heute übernachten. 

Zuvor besuchen wir noch den Wells Gray Provincial Park, da spielt der bedeckte Himmel keine Rolle, da wir nur Wasserfälle fotografieren. 

 

Die ersten sind die Spahats Falls, über eine 5minüten Fußweg zu erreichen. 

Bei der Aussichtsplattform tummeln sich drei Frauen, ein Mann und unzählige Kinder - offensichtlich eine Kommune biologisch Abbaubarer, die Kinder werden antiautoritär erzogen.

 

Wir stellen also unsere Stative auf und haben wegen dem hohen Geländer Mühe, sie halbwegs stabil auszurichten. 

Plötzlich schiebt sich ein Dreijähriger zwischen uns, er will jetzt zuschauen. Zum Glück haben wir noch keine Langzeitbelichtung gestartet, sonst hätte es ein Kind weniger gegeben. Wär wahrscheinlich gar nicht gleich aufgefallen....

Weiter nördlich überquert die Straße den Fluss an einer Stromschnelle, der Mushbowl. Wir kraxeln neben der Brücke auf die Steine neben dem Fluss - nur nicht ausrutschen!

Spahats Falls

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Mushbowl

Die Dawson Falls sind nicht leicht zu finden. Zunächst führt uns das Navi auf eine falschen Parkplatz. Dafür gibt es hier aber eine Karte, worauf der richtige Parkplatz eingezeichnet ist. Dadurch ich alle Punkte im Navi gespeichert habe, fehlt es uns manchmal an einer Karte. Die im Navi ist nicht zu gebrauchen.

 

Am Parkplatz sehen wir aber wiederum nur auf den Mushbowl und ich bin schon zurück zum Auto, als Karsten die Infokarte genauer liest und da steht, dass die Dawson Falls 91 m breit sind. Das Gerinnsel unter uns kann es also nicht sein.  

 

Wir machen uns also auf den Weg und nach 10 Minuten kommen wir auch zur Aussichtsplattform. Die ist uns aber jetzt viel zu nahe an der Kante und wir finden einen Fußweg in den Wald, der Richtung Flussufer führt. 

 

Mit Müh und Not - es handelt sich offensichtlich nicht um einen öffentlichen Weg und ist deshalb oft sehr schwer zu erkennen - gelangen wir schlussendlich an eine flache Stelle, von wo wir die Fälle von vorne fotografieren können. 

Nach einer guten halben Stunde wird es Zeit, dass wir weiterkommen. Der Weg zurück ist keine gute Option und so suchen und finden wir eine Verbindung zum öffentlichen Weg, auf dem wir zur Plattform gekommen sind. 

Das ist aber ein Unterfangen! Es geht steil bergauf und dann liegen noch dicke Baumstämme in Hüfthöhe quer über den "Weg". Unten durch oder oben drüber, das ist hier die Frage. Karsten muss jedes Mal seinen Rucksack runternehmen und ständig rutschen wir auf den nassen Blättern und dem losen Erdreich ab. Abenteuer pur!

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Der Weg zu den Dawson Falls war etwas mühsam. 

Dawson Falls

Wir schaffen es natürlich wieder zum Auto und ich bin froh, dass ich den Schlüssel beim Hinweg von der Hosentasche in die Kameratasche getan habe. Nicht auszudenken, wenn der Autoschlüssel im Wald verloren geht!

 

Die letzen Fälle für heute sind die Helmcken Falls. Warum die Wasserfälle im Englischen immer in der Mehrzahl stehen, weiß ich nicht. Denn auch diese Fälle bestehen nur aus einem einzigen Wasserfall, der ist allerdings 141 m hoch - der vierthöchste Wasserfall in Kanada.

 

Mit uns sind noch drei ältere Amerikaner am Aussichtspunkt. Ich biete mich an, ein Bild von den dreien zu machen und stelle fest, dass am iPhone der Grünfilter eingestellt ist. 

Das ist dem Mann gar nicht aufgefallen! 

Ich stelle also wieder auf "ohne Filter" ein und er: "Oh my god, my whole trip is green!" 

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Helmcken Falls

unterwegs im Wells Gray Provincial Park

Die Osprey Falls sind noch 25 km weiter nördlich, das geht sich aber heute nicht mehr aus. Wir werden am Abend schauen, ob sich ein Ausflug morgen dorthin lohnt. 

 

Um 17 Uhr treffen wir auf der Kickin Horse Farm ein, unser heutiges B&B.

Liz empfängt uns sehr herzlich und führt uns in unser Cottage, das ganz entzückend kitschig eingerichtet ist. 

Auf der Farm leben zur Zeit 6 Pferde und unzählige Hühner, über deren Anzahl Liz' Mann sagt: "I have no idea!". Wir schätzen auf 100 Stück, die sich auf dem weitläufigen Gelände tummeln. Dafür ist der Rasen vor unserem Cottage aber angenehm sauber.

Die Schweine und Truthähne, die bis vor kurzem noch hier lebten sind jetzt "all in the freezer", wie Liz erzählt. 

 

Nebel senkt sich in der Abenddämmerung nieder, als wir die beiden empfohlenen Restaurants begutachten und uns für das Hop "N" Hog Tap & Smokehouse entscheiden, dass wie eine Blockhütte eingerichtet ist. 

Tag 15 - Samstag, 10.10.15 - Clearwater Dutch Lake - Whistler

Tag 15

Punkt 8 Uhr sind wir bei Liz in der Küche gestellt. Der Tisch biegt sich mit Selbstgemachtem: in der Mitte thront ein mit Karamell übergossener Gugelhupf, Granola, diverse Marmeladen und Früchte aus dem Garten. Dazu griechisches Joghurt, das einzige, das man in Amerika essen kann. 

Von ihren Freiland-Eiern macht sie uns ein Soufflé. Sie sammeln bis zu 120 Eier pro Tag ein. 

Sie legt uns zwei Plastiksackerln hin, damit wir uns soviel mitnehmen können, wie wir wollen.

 

Die Übernachtung möchte sie in bar haben, damit haben wir jetzt nicht gerechnet. Der nächste Bankomat ist 8 km entfernt. Zum Glück hat Karsten dann doch noch genug Dollar im Börsel.

 

Von Liz' Mann verabschiede ich mich mit einer herzlichen Umarmung und verspreche, das nächste Mal beim Putzen des Hühnerstalls zu helfen. Leider muss ich jetzt weiter....

 

Das Wetter ist vielversprechend, der Himmel zeigt viel Blau und wir machen einen Abstecher zum See. Das ist eine ausgezeichnete Idee, es gelingen geniale Fotos vom spiegelglatten See mit den gelben Bäumen rundherum.

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der Dutch Lake in Clearwater

Beim Herfahren haben wir gestern schon einen lebensgroßen Elch vor der Touristen-Info gesehen und ich möchte einen Flying Nikki hier machen. 

Das ist aber nicht so einfach, schließlich soll man mich ja nicht am Bild sehen. Also lege ich mich auf den Boden und werfe Nikki senkrecht in die Höhe. 

Zum Glück haben wir keine Zuschauer, als ich mich nach getaner Arbeit äußerst elegant auf die Knie drehe um die auf die Beine zu kommen.  

Heute fahren wir die längste Strecke des Urlaubs, über 420 km bis nach Whistler. Liz hat uns die nördliche Route ans Herz gelegt, denn das ist die landschaftlich schönere Strecke. 

 

Das Wetter wird zunehmend wieder schlechter und gegen 13 Uhr beginnt es zu regnen. 

Die letzen 130 Kilometer fahre ich bei strömendem Regen eine gewundene Bergstraße, da muss ich höllisch aufpassen. Oft steht auch das Wasser am Straßenrand sehr tief, das bremst das Auto sehr abrupt aus. 

 

Nach 400 km und fast 5 Stunden Fahrzeit bleiben wir bei der North Arm Farm in Pemberton stehen. Dort staunen wir über die riesigen Kürbisse, mache wiegen über 100 kg. Auch die Stauden, auf denen die Kohlsprossen wachsen, habe ich so noch nicht gesehen. 

Wir besuchen die Toilette und kaufen uns ein Eis und ein Gebäck. Es regnet immer noch.

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auf der North Arm Farm in Pemberton

Deswegen lassen wir auch die Nairn Falls im gleichnamigen Provincial Park aus, denn zu den Fällen sind es 1,5 km zu Fuß. 

 

Also fahren wir gleich weiter nach Whistler. Die Gegend ist sicherlich wunderschön, nur sehen wir leider nichts davon. Ich hoffe stark, dass es morgen nicht mehr regnet.

 

Das Executive Hotel ist ganz nett, doch etwas in die Jahre gekommen. Unser Apartment teilt sich auf drei offene Ebenen auf: Badezimmer und Küche, Wohnzimmer mit Kamin und ganz oben ist das Schlafzimmer. 

 

Die Fenster im Wohnzimmer gehen direkt auf die Fußgängerzone von Whistler, wo sich trotz des Regens sehr viele Leute tummeln. 

Unser Schuhlöffel ist in Clearwater hängen geblieben, wir machen uns also auf die Suche nach einem Neuen. 

Ein Ding der Unmöglichkeit, wie sich herausstellt. Ein shoe horn ist in Amerika wie der Yeti bei uns: man hat schon mal davon gehört, aber noch nie gesehen.

 

Dafür kaufen wir einen Grauverlaufsfilter, vermutlich zwei Wochen zu spät. Etwas später fallen wir in ein kleines Geschäft ein, ich sehe karierte Baumwollhemden endlich einmal unter 50 $ und Karsten erspäht Schallplatten. 

Eine dreiviertel Stunde später gehe ich mit zwei neuen Hemden und Karsten mit fünf alten Platten raus.

 

Jetzt wird es aber Zeit, ein Lokal für's Abendessen zu suchen. 

Praktischerweise sind die meisten Geschäfte in Whistler durchgehend überdacht, denn es regnet nach wie vor immer wieder.

 

Die Spaghetti Factory gegenüber von unserem Hotel hat eine Wartezeit von 40 Minuten, wir suchen also weiter und werden im Blacks Restaurant italienisch abgespeist.  

Samstag abends ist es ziemlich laut auf dem Village Stroll in Whistler. Zum Glück sind wir nicht lärmempfindlich und außerdem so müde, dass wir meistens kurz vor elf ins Land der Träume gleiten. 

Um elf kracht mir dann das iPad ins Gesicht und ich dreh das Licht ab. 

Tag 16

Das schöne Wetter hält leider nicht lange an, der Himmel ist bereits wieder bedeckt, als wir kurz nach 10 Uhr zum Whistler Olympic Park fahren. Wir wollen zu den Alexander Falls, die gleich neben der Straße sein sollen.

 

Doch davon ist weit und breit nichts zu sehen. Eine große Parkfläche ist abgesperrt und es gibt keine genauen Hinweisschilder. Eine unbefestigte Straße geht steil bergauf, laut Hinweisschild geht es hier 8,5 km zum Lake Callahan. 

Der steht auch auf meiner Liste, also fahren wir die Straße weiter.

Allerdings nicht weit, denn die kindskopfgroßen Steine schütteln uns dermaßen durch, dass wir um unsere Reifen fürchten. Und bei maximal 10 kmh bräuchten wir auch fast eine Stunde bis zum See. Wir drehen wieder um.

 

Es gibt eine zweite Straße, die auch nicht befestigt, aber wesentlich besser zu befahren ist. Da wir aber auch hier nicht erkennen können, wo man hier hinkommt, bzw. wie weit es ist, drehe ich wieder um.

 

Jetzt stehen wir abermals bei dem abgesperrten Areal. Ich steige aus, klettere über die Absperrung und schaue mich einmal um. Ganz wohl ist mir nicht dabei, ein großes Schild wart: "Privat Property - Get Off!"

 

Karsten sucht derweil im Internet und wird auch fündig. Wir haben die falsche Einfahrt genommen, die Fälle sind ein paar Meter weiter vorne.

 

Jetzt können wir auch gleich den neu gekauften Grauverlaufsfilter ausprobieren. Theoretisch.

Praktisch lässt sich der Adapter für den Filterhalter nicht auf meinen Schwarzfilter schrauben. 

Das Gewinde ist sehr schlecht geschnitten, doch mit einiger Mühe und viel Vertrauen hält der Filter. Unter der Kamera geht es nämlich steil bergab, was hier runterfällt, ist unwiederbringlich weg!

 

Bei den herrschenden Lichtverhältnissen bringt der Verlaufsfilter aber nichts und bei vollem Weitwinkel habe ich eine ordentliche Vignette am Bild. Das habe ich beim Kauf schon befürchtet.

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In der Früh scheint die Sonne. Hurra!

Zum frühstücken gehen wir wieder zum Italiener von gestern, da kriegen wir mit der Rechnung 10% Rabatt.

Die Kellnerin fragt uns, ob wir heute abend zum Truthahnessen kommen. 

Ach ja, heute ist ja Thanksgiving!

Alexander Falls

Nachdem der Lake Callahan ausfällt, fahren wir gleich beide morgigen Punkte an. 

Zunächst die Brandywine Falls - auch erst auf den zweiten Anlauf. 

 

Hölzerne Aussichtsterrasse und hohes Geländer - das bedeutet wieder viel Geduld! Und wieder trampelt ein Chinese mit ""Ah" und "Oh" auf das federnde Holzgerüst, als hätte er noch nie in seinem Leben einen Wasserfall gesehen. 

Und natürlich ist die beste Aussicht genau vor meiner Linse.

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Brandywine Falls

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eine beinahe märchenhafte Umgebung

Um zum Wasserfall zu gelangen, muss man Bahngleise überqueren. Beim Zurückgehen hören wir in der Ferne das Tuten eines Zuges und warten mit ein paar Leuten, dass der Zug um die Kurve kommt. Nach ein paar Minuten geben wir auf und gehen weiter. 

 

Gerade als wir ein paar bemooste Steine im Wald fotografieren, höre ich ein stetig ansteigendes Stampfen und gehe rasch wieder die kurze Strecke zurück. Gerade rechtzeitig kann ich den Zug filmen, der mit lautem Tuten seine Ankunft ankündigt. 

Zum Schluss fahren wir noch zur Whistler Bungee Bridge. Die Stichstraße dorthin ist mit Löchern gespickt. Einmal nicht ordentlich geschaut und schon macht es einen Rumpler, dass wir glauben, das Auto fällt auseinander. 

Bei der nächsten Ausbuchung bleibe ich stehen und wir inspizieren den Reifen. Scheint aber alles in Ordnung zu sein. 

Die Bungee Bridge ist kein Burner obwohl gerade hintereinander zwei Absprünge sind. Den ersten kann ich mit dem Handy in Slow Motion filmen und beim zweiten stelle ich auf der Kamera alles für einen Serienschuss ein - und vergesse, dass ich noch die Spiegelvorauslösung eingestellt habe Auf Knopfdruck geht also statt einer Folge von Bildern der Spiegel hoch. Jetzt pfeif ich drauf!

 

Um 3 Uhr beginnt unsere Bären-Tour. Dazu müssen wir ein paar Minuten durch den Ort gehen um zur Talstation der Bergbahnen zu kommen. Wir wundern uns, dass uns so viele Leute mit Schiern und Schischuhen entgegen kommen. Gibt es irgendwo hoch droben schon Schnee, den wir nicht sehen?

Die Auflösung ist ein großer Markt bei den Bergbahnen mit großem Abverkauf von  Wintersportartikeln. Bei dem Gerwurle müssen wir erst einmal den Treffpunkt für die Tour finden, das ist gar nicht so einfach.

 

Mit uns warten zwei Australier, wir plaudern nett. Etwas später kommt Kate, die uns sechs - ein Paar aus England ist auch mit dabei - zum Bus führt und uns gleich die Spielregeln erklärt. Wenn wir einen Bären sehen, steigen wir aus und nähern uns maximal auf 50 Meter. Klingt ja schon vielversprechend!

 

Kate führt uns auf den Blackcomb. Damit wir besser sehen, macht sie vorne beide Seitenfenster auf. Ich sitze am Beifahrersitz und fröstle, obwohl die Heizung voll aufgedreht ist. 

 

Wir, die rechts sitzen, sind aufgefordert auch gut Ausschau zu halten. Deshalb suchen meine Augen ununterbrochen die Grasflächen und Bauminseln nach Bären ab. Kate erklärt, dass sie zu dieser Zeit am Abend von ihren Schlafplätzen in den Bäumen rauskommen und bevorzugt frisches Gras fressen.

 

Kate fährt auf den Blackcomb hinauf, oft ist die Straße nicht mehr als eine Geröllhalde. Ich hab mir heute morgen soviel angetan....

Je höher wir kommen, umso kälter wird es, denn die Seitenfenster sind permanent unten. Hier und da zieht ein warmer Hauch aus der Heizung an mir vorbei, daran labe ich mich.

 

Wir kommen an einsamen Liftstationen vorbei, Schneekanonen ragen am Pistenrand sinnlos in die Höhe. Weit und breit kein Bär in Sicht. 

auf der Suche nach den Bären

Am höchsten befahrbaren Punkt stellt Kate den Motor ab und schaut sich in der Gegend um. Leider lässt sie auch die Fenster unten und es zieht ein furchtbar kalter Wind durch's Auto. 

Karsten - wie immer in kurzen Ärmeln - wird mit "Schneit's?" noch schnell seinen Standardspruch los, da beginnt es auch schon zu schneien. Und das quer durch den Wagen!

Gottseidank kommt in dem Moment Kate zurück und wir fahren weiter.

Natürlich mit offenen Fenstern!

 

Es geht wieder abwärts, unten regnet es nicht einmal. 

Dann versuchen wir unser Glück am Whistler und hier werden wir auf 1.400 m endlich fündig.  

Ein junger Schwarzbär frisst ganz oben an einem Hang Gras. Wir bleiben stehen und steigen aus dem Auto. Zum Fotografieren ist der Bär zu weit entfernt, wir beobachten ihn durch das Fernglas von Kate. 

Bevor ich mir aber Erfrierungen zuziehe, steige ich lieber wieder in den Wagen und bibbere dort weiter.

Wo sich im Winter die Schifahrer tummeln, grasen jetzt Rehe am Hang. 

Endlich ein Bär!

Kate schieb den Wagen Meter für Meter den enorm steilen Hang hinauf, unglaublich, was der Wagen für Kraft hat.

Wir halten etwa 80 m neben dem Bären, dem das Auto nicht besonders interessiert. Da wir nicht aussteigen, schieße ich ein paar Bilder vom Beifahrersitz. 

 

Ein Stück weiter steigen wir aus und Kate zeigt uns einen hohlen Baum, wo Bären den Winter über verbringen. Schaut recht gemütlich aus!

 

Das war's dann auch schon, nach drei Stunden ist die Tour vorbei und bei der Abfahrt nach Whistler macht Kate die Fenster endlich wieder zu und ich taue langsam auf. 

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Bevor es in die Winterruhe geht, frisst sich der Braunbär noch einen Fettvorrat an. 

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Bärenquartier in einem hohlen Baum.

Heute haben wir Glück mit der Spaghetti Factory, die angekündigte Wartezeit von 35 Minuten ist nach knapp 10 Minuten schon vorbei. 

Jetzt ist uns auch klar, warum hier so ein Andrang herrscht, denn man wird für wenig Geld ganz schön abgefüttert. Brot, Suppe oder Salat, Hauptspeise, Eis und Kaffee oder Tee um 11,50 Dollar. Wir nehmen ein paar Extras und bleiben trotzdem inklusive den Getränken zu zweit unter 45 Dollar. Mir wird die Hose das erste Mal im Urlaub etwas eng um die Taille...

 

Der Verdauungsspaziergang wird deshalb auf das gesamte Village ausgedehnt, Whistler ist relativ breit verteilt. 

 

Das Executive Inn ist wirklich nicht so nett, wie wir erwartet haben. Außer der tollen Lage hat es nur Nachteile. Die Aufteilung auf drei Ebenen führt dazu, dass die einzelnen Bereiche sehr klein sind. Dann ist es auch immer dunkel im Zimmer. Die zweite Wohnzimmerlampe wurde nicht ausgetauscht, ebenso haben wir keinen zweiten Badezimmerhaken ersetzt bekommen. Die Steckdose im Badezimmer funktioniert auch nicht, der Fön wird im Eingangsbereich angesteckt und reicht gerade so bis zum Spiegel. 

Karsten vermutet, dass der gefährlich aus der Decke hängende Ventilator einen der nächsten Gäste köpfen wird, wir stellen ihn nicht an, ist auch nicht notwendig. 

Fröstelnd kommt er aus der Dusche, das Wasser wurde erst gegen Ende etwas wärmer. Ich verschiebe meine Dusche auf morgen. 

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wenn es Abend wird in Whistler

Das Ahornblatt ist ein Symbol Kanadas. 

Verschiedene Wettkämpfe der Olympischen Winterspiele 2010 fanden in Whistler statt.

Tag 17 - Montag, 12.10.15 - Vancouver Island  - Nanaimo

Tag 17

Bevor ich duschen kann, lass ich das Wasser gute 6 Minuten laufen. Und das ist lang!

Dann wird es endlich etwas wärmer und nach weiteren drei Minuten kann man es auch als heiß bezeichnen. Lausiges Hotel!

 

Es regnet wieder und so verlassen wir Whistler so, wie wir gekommen sind - im Regen. 

Trotzdem hat es uns hier ganz gut gefallen!

 

Fein, dass wir die beiden ersten heutigen Programmpunkte gestern schon erledigt haben, denn bei Regen ist es nie schön zu fotografieren.

Deshalb nehmen wir zu den Shannon Falls auch den Regenschirm mit, damit die Linsen tropfenfrei bleiben. 

Ein etwas mühevolles Unterfangen, weil wir die Kameras so schräg nach oben stellen müssen,  dass wir nur in der Hocke durch den Sucher schauen können. 

Als sich dann noch so ein Subjekt mit großem Regenschirm in mein Sichtfeld stellt, bedanke ich mich sarkastisch. Ich weiß nicht, ob der Typ das richtig verstanden hat, auf jeden Fall trollt er sich. 

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Shannon Falls

Wir erreichen die Horseshoe Bay eineinhalb Stunden, bevor die nächste Fähre nach Nanaimo abfährt. Zeit genug, um noch einen Sprung ins Dorf zu machen, denn der Warteraum ist nicht sehr einladend.

 

Alle Lokale sind erwartungsgemäß gesteckt voll, wir gehen ins Troll, das schaut sehr groß aus. Trotzdem müssen wir auch hier ein paar Minuten warten. Karsten checkt, wann wir wieder beim Auto sein müssen und rechnet aus, dass wir 40 Minuten Zeit zum Essen haben. 

Bis wir endlich bestellen können, geht sich mein Clam Chowder noch aus, sein Burger nicht mehr. Er bestellt nur ein Cola und ärgert sich.

 

Wir schaffen es rechtzeitig zum Auto, sogar die vierköpfige Familie, die ihre Burger erst bekommt, als wir gerade gehen, kommt rechtzeitig zum Beladen.

 

In Nanaimo werden wir sehr herzlich von Gordie begrüßt. Unser Zimmer ist entzückend, vom Bett schauen wir direkt auf den See! Es gibt einen Kamin und eine Terrasse, leider sind wir nur eine Nacht da. 

Er gibt uns noch Tipps für Nachtmahl und für die Wal-Tour bekommen wir auch Prozente. Wir überlegen, ob sich das wirklich ausgeht übermorgen.

 

Damit wir auch noch etwas von Nanaimo sehen, fahren wir zum Harbourfront Walkway ein bissl fotografieren. 

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Breaching Orca von Carl Sean McMahon im Maffeo Sutton Park, Nanaimo

Maffeo Sutton Park, Harbourfront Walkway, Nanaimo

Maffeo Sutton Park, Harbourfront Walkway, Nanaimo

Anschließend folgen wir der Empfehlung und gehen im Longwood Brewpub essen. 

Tolle Atmosphäre - ein riesiger Steinkamin und ein wunderbarer Turkey. So sind wir doch noch zu unserem Thanksgiving Festessen gekommen. 

 

Nach dem Essen fahren wir noch zum Walmart. Der ist riesig, der größte auf Vancouver Island. Dort finden wir endlich einen Schuhlöffel.

Tag 18

So ein thermostatgesteuerter Kamin ist schon was feines: immer wieder geht in der Nacht das Feuer an und erhellt flackernd den Raum. Das hat etwas von einer Steinzeithöhle an sich.

 

Auf dem Bett war eine Hinweistafel, dass man die Tagesdecke und die Zierpolster nicht zum Schlafen verwenden soll. Da die einzige Decke, die als Tagesdecke durchgeht, gleichzeitig die einzige dicke Decke ist, haben wir uns sehr wohl damit zugedeckt. 

Karsten legt diese Decke in der Früh so zusammen, als hätten wir sie nicht benutzt. 

 

Beim Frühstück treffen wir auf die anderen Gäste. Karsten hatte - angesichts des kleinen Autos - mit seinem Profiling recht: das Paar ist aus Nanaimo und wollte wohl nur ein nettes Abenteuer erleben. 

 

Gordie bucht uns die Wal-Tour für morgen, so erhalten wir einen kleinen Rabatt. 

Dann fragt er, warum wir unbedingt zu den Elk-Falls fahren wollen, immerhin eine Strecken von zweimal zwei Stunden Fahrt. 

Müssen wir eh nicht und er empfiehlt uns zwei Fälle in der Umgebung von Nanaimo.

Es ist sowieso schon etwas spät, deswegen nehmen wir die Vorschläge dankend an. Es ist uns aber nicht möglich, die beiden Punkte ins Navi einzugeben und wir fahren quasi auf Sicht. 

 

Mit ein paar Kilometern Umweg finden wir aber die Englishman River Falls. Das ist ein sehr breiter verzweigter Wasserfall, der sich über schwarze Steine ergießt und in einer Felsspalte verschwindet. So etwas sieht man nicht oft.

Nach ein paar Bilder von der Brücke suchen wir uns einen Weg über die schlüpfrigen Steine bis wir direkt vor der Felsspalte stehen. Die Gischt sprüht uns ein, dass ich im ersten Moment glaube, es regnet vom blauen Himmel.

Die zweiten Fälle sind die Little Qualicum Falls.

Vom Parkplatz geht es ein paar Minuten zu den Upper Falls. Hier wird der Fluss durch eine enge Felsenschlucht gedrängt und schießt mit einer unglaublichen Kraft unter uns vorbei. Da trauen wir uns nicht über den Zaun zu klettern. Aber auch am erlaubten Weg kann man sich leicht verletzen, wenn man nicht aufpasst, wo man hinsteigt. 

Englishman River Falls
Little Qualicum Falls

Englishman River Falls

Little Qualicum Falls

In Nanaimo fahren wir durch den Old Quarter, schauen und um und fahren weiter. 

Jetzt kann Karsten endlich in den Best Buy nach Platten und CDs suchen, seit gestern Abend sudert er schon herum.

Dafür müssen wir allerdings wieder quer durch die Stadt und als wir ankommen, stellen wir fest, dass es bei Best Buy gar keine Musikabteilung gibt.

Somit fahren wir die letzte halbe Stunde nach Chemainus und checken ins A Cottage & Castle B&B ein.

Was für eine entzückende Unterkunft! Wir schlafen heute im Castle und hier währt man sich wirklich in einer mittelalterlichen Burg. 

Das Bett mit einem Baldachin, die Fenster in mittelalterlicher Optik, die Durchgänge sind Steinbögen, ein Kamin, der vom Wohnzimmer und vom Bad gleichzeitig gesehen wird. Alles ist offen und doch so verwinkelt, dass man sich fast verlaufen kann. So viele Details, Ich komm aus dem Fotografieren gar nicht raus!

 

Einziger Wermutstropfen: es gibt nur theoretisch ein WLAN, praktisch bekommen wir das Signal nicht rein. 

Dann entdeckt Karsten noch eine Spinne in der Ecke und mit einem schnell herbeigeschafften Schirm und jeder Menge Klopapier wird dieses Problem behoben. 

A Cottage & Castle  B&B in Chemainus
A Cottage & Castle  B&B in Chemainus

 A Cottage & Castle  B&B in Chemainus

Chemaius ist für seine Wandbilder bekannt und wir finden rasch heraus, dass es eine Art Pfad gibt, auf dem man alle Bilder abgehen kann. Wir nehmen bis zum Einbruch der Dunkelheit noch ein paar mit und folgen der Empfehlung unserer Vermieterin und gehen ins Odika Cafe hervorragend essen!

Tag 19

Das Frühstück wird uns heute geliefert, die Vermieterin bringt es uns in einem Korb vorbei. 

Nach 8 Uhr ist noch nichts da, ich gehe einmal duschen und Karsten wälzt sich auch langsam aus dem Bett, geht ins Haupthaus hinüber und fragt einmal nach.

Sie ist grad am Herrichten, um 9 Uhr bringt sie uns unten zur Tür.

Im Korb sind Erdbeeren mit clotted cream, zwei Muffins, für jeden ein weiches Ei und ein getoastetes Weißbrot. Butter und Marmelade sind auch dabei, allerdings keine Milch.

Karsten ist schon angefressen, er mag weder die Erdbeeren noch den Muffin, weil da auch so viel Obst drin ist. Sein Kaffee und mein Tee schmecken mit dem Coffee Whitener wie Abwaschwasser.

Mit dem Frühstück werden sie nicht in die Geschichte eingehen....

 

Nach dem Auszug stellen wir das Auto beim Visitor Center ab und kaufen eine Karte, auf der alle Murials (Wandmalereien) verzeichnet sind. Wir bekommen zwei Canada Pins geschenkt, das freut die Kumpels!

 

So wandern wir bei schönstem Sonnenschein die Straßen von Chemainus ab, von Bild zu Bild sind Fußabdrücke am Boden aufgemalt. 

Murials of Chemaius
Murials of Chemaius
Murials of Chemaius
Murials of Chemaius

Eine touristische Attraktion in Chemaius sind die 39 Wandbilder. Die Bilder stellen Szenen aus der Vergangenheit des Ortes da.

Vor der Polizeistation steht eine Sperrholzfigur eines Mounties, wo man den Kopf durchstecken kann. Wir werden später mit Nikki vorbeikommen.

 

Ein älterer Mann spricht uns an und erzählt uns ein bisschen von der Polizeistation. Er ist Volunteer und bewacht offensichtlich die Station, wenn alle Officers unterwegs sind.

Er bittet uns hinein, drin schaut es aus wie in einem Museum. Verschiedene Uniformen hängen an der Wand, er drückt mir einen echten Mountie-Hut in die Hand, Karsten soll doch mal ein Foto von mir machen!

 

Nach ein paar Minuten verabschieden wir uns, nachdem er uns noch gezeigt hat, wo es den besten Applestrudel in der Stadt gibt. Wie praktisch, wo doch Karsten eh noch so hungrig ist!

 

Wir vollenden die Runde in der Old Town und kehren zum Auto zurück. Ein Stück weiter bleibe ich auf einem Parkplatz stehen, Karsten hat ein Wandbild noch nicht fotografiert. 

Mich stört's nicht, denn ich habe plötzlich ein WLAN Signal und kann die Bilder von gestern posten. 

 

Etwas später kommen wir mit Nikki noch einmal zur Polizeistation. Unser Freund begrüßt uns und schenkt mir einen Schlüsselanhänger mit einem Mountie-Bären dran. 

Damit ich eine Erinnerung an Chemainus habe.

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ein echter Mountie

Eine halbe Stunde bis nach Cowichan Bay zum Whale Watching. Prachtvolles Wetter bei 15 Grad. 

Karsten zieht auf Anraten der Angestellten eines meiner Baumwollhemden an, denn am Wasser hat es 15 Grad weniger als an Land. Also um den Gefrierpunkt...

 

Wir schmieren uns noch die Gesichter mit Sonnencreme ein, freundlicherweise vom Büro gestellt, und bekommen zum Schluss dicke windundurchlässige Anzüge.

 

Wie die Michelin-Männchen watscheln wir unserem Captain zum Bootsanleger nach und werden paarweise in ein großes Schlauchboot verfrachtet. Captain Steve - ein Jake Owen Lookalike - setzt uns beiden in die erste Reihe. Jackpot!

 

Karsten hat Bedenken, ob es auch wirklich kalt genug wird, denn er schwitzt in seinem Anzug. Spätestens als wir aus dem Hafenbereich kommen und Steve voll aufdreht, sind diese Bedenken verschwunden. Es wird kalt, richtig kalt. Zum Glück scheint die Sonne, nicht auszudenken, wenn es bei so einem Höllenritt auch noch regnet!

 

Nach einer halben Stunde hab ich alle Zippverschlüsse bis zum Anschlag zu, die Hände in die Ärmel gezogen und diese einmal umgeklappt. 

Es dauert über eine Stunde, bis wir eine Insel mit Robben und Kormoranen erreichen. Die ist auch nicht zu verfehlen, es zieht ein strenger Fischgeruch zu uns ins Boot. Die Insel gehört zum US Staatsgebiet, weil die Grenzen USA/Kanada quer durch die vorgelagerten Inseln verläuft. 

 

Wir verweilen zu meiner Erleichterung nicht allzu lange und nach einer weiteren Viertelstunde erreichen wir endlich die Gegend, wo eine Gruppe Orcas lebt. Nicht lange und die Killerwale tauchen neben uns auf. Meistens sehen wir nur die Rückenflossen der vier Tiere, die in dieser Bucht permanent leben und jagen. 

Einmal stellt sich ein Orca auf und wir sehen den weißen Bauch. 

Orcas at Salish Sea
Orcas at Salish Sea

Orcas bei der Whale Watching Tour

Nach einer guten Stunde verlassen wir die Bucht und es geht wieder Richtung Norden. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass wir  wahrscheinlich unser B&B verständigen müssen, weil wir später als 6 Uhr ankommen werden. 

 

Spieden Island ist eine Privatinsel, ebenfalls US Gebiet, auf der sich im Laufe der Zeit eine hohe Population von Mufflons aus Italien und Damhirschen aus Europa vermehrt hat. Ursprünglich wurde die Insel als Jagdgebiet verwendet. 

Besonders die männlichen Damhirsche mit ihrem mächtigen Geweih schauen sehr imposant aus!

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Damhirsch auf Spieden Island

Die letzte Station ist eine kleine Bucht, in der ein Buckelwal lebt. Auch hier brauchen wir nicht lange zu warten, alle drei bis vier Minuten taucht er auf und meistens kommt er auf unser Boot zugeschwommen. Buckelwale sind sehr gesellig und suchen oft die Nähe der Boote, erklärt Steve. 

Ich habe auch das Glück, dass ich mit dem iPhone filmen kann, wie sich der Wal direkt neben unserm Boot auf die Seite legt und mit der Seitenflosse winkt. 

Nach ein paar Minuten taucht er wieder ab und die mächtige Schwanzflosse versinkt majestätisch im Meer!

Nach dem vierten Durchgang werde ich ein bissl ungeduldig, da es schon recht spät ist. 

Kurz vor 6 Uhr, nach 5 Stunden, ist die Tour zu Ende.

Im Auto ruft Karsten das B&B an und meldet unsere spätere Ankunft. 

die mächtige Schwanzflosse eines Buckelwals

die mächtige Schwanzflosse eines Buckelwals

Das Albion House hat sehr individuelle Zimmer. Wir haben das Henry VIII, das ganz in rot gehalten ist und von einem mächtigen Four-Poster-Bed aus dunklem Holz dominiert wird. Im Zimmer ist auch ein großer Whirlpool, den wir aus Zeitgründen leider nicht benutzen können. 

 

Ferdinando empfängt uns und erklärt Karsten die wichtigsten Punkte in Victoria, während ich den Wagen in die Einfahrt fahre und die Koffer herein bringe. 

Beim Hereinkommen höre ich gerade, wie er das Anthropologische Museum in Vancouver erwähnt und denke, mein lieber Freund, so viel Zeit haben wir hier nicht!

 

Er empfiehlt uns zwei Restaurants und wir düsen schon wieder los, weil wir die City Hall noch in der Blauen Stunde fotografieren wollen. 

Dafür ist es leider zu spät, trotzdem schaut das Gebäude, dessen Umrisse mit vielen Lampen markiert ist, auch im Dunkeln sehr beeindruckend aus.

City Hall in Victoria

City Hall in Victoria

Wir essen in einem italienischen Restaurant unweit unserer Unterkunft. Der Raum ist sehr hoch und geht am Dach spitz zusammen. Dadurch entsteht eine starke Akustik und wir sitzen neben einer Gruppe Männer und vor allem Frauen, die enorm laut sind. 

Ich tippe mal auf Klassentreffen.

Wir lassen uns an einen anderen Tisch setzen und hoffen, dass die Gruppe bald etwas zwischen die Kiefer bekommt. Dann ist es endlich ruhiger!

 

Als die Dessertkarte kommt sagt Karsten: "Schau, das Erste ist gleich etwas für dich!". Limoncello und ich denke sofort an das gute flüssige Zitroneneis. 

Nach der Bestellung fragt mich der Kellner, ob ich es zum Trinken möchte und ich bejahe. 

Dann erinnert mich Karsten daran, dass es das auch als Likör gibt und ich muss dem Kellner gleich erklären, dass ich das so nicht will.

Letztlich bringt er mir ein Zitronensorbet. Nicht ganz das, was ich wollte, offensichtlich kennt man das gute Zeug nur in Italien!

Tag 20

Tag 20 - Donnerstag, 15.10.15 - Victoria - Craigdarroch Castle - Vancouver

Um 5 Uhr morgens werden wir durch Orgelmusik geweckt. Bei der iPod Station auf Karstens Nachtkastl geht der eingestellte Alarm los. Es folgt eine ziemlich herbe Schimpftirade, Karsten haut auf den Snooze-Knopf und Ruhe ist!

 

Wir haben uns für das 8 Uhr Frühstück angemeldet. Elf vor acht wische ich noch hektisch am iPad über meine Facebookseite, noch immer nicht am Ende von gestern Abend angelangt...

Eine Minute später springen wir aus den Betten und zum Glockenschlag erscheinen wir im ersten Stock.

 

Dort sitzen in einem viktorianischen Vorzimmer ein paar Leute. Es ist offenbar der Warteraum für's Frühstück. Kurz darauf werden wir von Ferdinando in den Speiseraum gebeten und um einen  ovalen opulent gedeckten Tisch platziert.

So förmlich geht es auch weiter, es kommt keine rechte Unterhaltung auf. Noch dazu haben wir ein überaus lebhaftes Kleinkind am Tisch, das nur nur des Abspielen eines YouTube Videos am Handy ruhig gestellt werden kann. 

Zum Auftakt gibt es eine flambierte Birne mit Vanillesoße. Das Kind mag keine Birne, der Vater rät der fütternden Mutter: "Call it apple", dann isst es der 3jährige.

 

Am Vorabend war ich zu müde, um den Reisebericht fertigzustellen. Beim Frühstück habe ich den Eindruck, dass es nicht gewünscht ist, wenn ich in den Essenspausen auf meinem iPad herumtippe und nach dem Essen sind unsere Vermieter sichtlich froh, als wir als Letzte den Tisch verlassen. 

Die anderen Räume eignen sich auch nicht zum Schreiben, also bleibt mir nur unser Zimmer, wo ich stehend den Bericht fertig mache. Dann noch schnell die letzen Bilder hochgeladen, Track My Tour aktualisiert und schon können wir losfahren!

 

Wir besuchen das Craigdarroch Castle, ein 1890 erbautes schlossähnliches Herrenhaus. Die vielen Zimmer bezeugen sehr anschaulich die Lebensumstände der High Society in den Goldenen  Zwanzigern.

 

Nach der ausführlichen Besichtigung holen wir Nikki aus dem Auto und lassen ihn vor dem eindrucksvollen Haus fliegen.

Craigdarroch Castle

Craigdarroch Castle

Craigdarroch Castle
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Flying Nikki vor dem Craigdarroch Castle

Zwei Stunden schlendern wir durch die Old Town von Victoria, irgendwie nicht besonders beeindruckend. Lieber hätten wir eines der Wasserflugzeuge beim Start oder der Landung fotografiert, doch es war uns nicht vergönnt. 

 

In Chinatown entdeckt Karsten ein Schallplattengeschäft - das Paradies auf Erden. Wir haben noch eine gute halbe Stunde Zeit, dann läuft unsere Parkuhr ab. Also darf Karsten 15 Minuten kramen, während ich die Umgebung erforsche. 

 

Wieder im Auto stellt sich die Frage, was wir mit dem Rest des Tages machen. Die Fähren gehen stündlich und eigentlich reicht die Fähre um 5, um nach Vancouver zu kommen. Wir haben dort ja heute nichts mehr vor. 

Craigdarroch Castle

Commerce Canoe von Illarion Gallant, Victoria
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Commerce Canoe von Illarion Gallant, Victoria

Ahornblätter sind immer fotogen

Also beschließen wir, die The Burchart Gardens zu besuchen. Die liegen in der Nähe der Swartz Bay, dem Fährhafen nach Vancouver. 

Als wir beinahe dort sind, liest Karsten noch einmal das Mail zur heutigen Übernachtung. Die sind nur zwischen 4 und 6 Uhr dort, also müssen wir die Fähre um 3 Uhr nehmen!

 

Die Gärten werden kurzerhand gestrichen und knapp nach 2 Uhr erreichen wir die Fährstation.

Nach dem Bezahlen erfahren wir, dass wir die Fähre um 4 bekommen, die 3-Uhr-Fähre ist schon voll. Und deswegen haben wir uns so beeilt!

 

Das Nelson House erreichen wir telefonisch nicht, hier läuft nur die Sprachbox. 

Die Zeit bis zur Abfahrt verbringen wir in einem Restaurant, da kann ich wenigsten den Reisebericht beginnen. 

 

Auf der Fähre ruf ich noch einmal im Nelson House an und bekomme ein Mail mit den Instruktionen, um ins Haus zu kommen. 

 

Kurz vor 18 Uhr sind wir wieder auf dem Weg in die Stadt, die uns vor drei Wochen so unfreundlich empfangen hat. 

Die Anreise zum Nelson House B&B entwickelt sich kompliziert - kurz nach der Fähre kenn das Navi die Autobahn, auf der wir fahren, nicht. Also halt ich mich an die Straßenschilder. Es ist ein blödes Gefühl, weil ich sonst immer geleitet werde. 

 

Das Navi erfängt sich wieder, doch in der Innenstadt findet es sich zeitweise nicht zurecht, es wird wahrscheinlich durch die Hochhäuser gestört. 

 

Dann erreichen wir die Adresse unserer Unterkunft, inzwischen ist es dunkel und wieder einmal finden wir den Eingang nicht. 

Ich fahre einmal ums Karree und parke kurz auf einem Hotelparkplatz. Diesmal bleibe ich aber im Auto und Karsten geht auf die Suche. 

Er wird auch gleich fündig und mit Hilfe der hinterlegten Nachricht finden wir auch die reservierten Parkplätze um die Ecke. 

Karsten lässt mich noch einmal reversieren, denn ein Reifen steht auf der Begrenzungslinie. 

Noch einmal kriegt ihr uns nicht dran!

 

Unser Zimmer - The Cabin - ist ein bissl im Stil einer Holzfällerhütte eingerichtet. Ein alter Holzofen steht neben dem Bett und verschiedene Accessoires hängen an den Wänden. Sogar ein Mountie-Elch aus Holz steht in der Ecke.

Eigentlich ganz nett, aber wir hören schon die Nachbarn durch die Wand husten und das WLAN Signal funktioniert auch nicht so recht. 

 

Zum Essen fahren wir an die Beach Avenue, das Lokal heißt "The Boathouse". 

Die Kellnerin nähert sich hinter Karstens Rücken "Ladies?" um gleich darauf am liebsten unter dem Teppich zu verschwinden. Klassiker!

 

Später bekommt er ein zweites Cola von ihr spendiert. 

Tag 21

Tag 21 - Freitag, 21.10.15 - Vancouver - Coal Harbour - Heimflug

Beim Frühstück unterhalten wir uns mit den anderen Gästen, die erzählen, dass sie gestern die Wasserflugzeuge bei der Landung beobachtet haben. Wir lassen uns beschreiben, wo das genau ist. 

Im Zimmer packen wir die Koffer reisefertig, Karstens wiegt gute 23 kg, meiner ein wenig über 20 kg. Die Stative reisen separat. 

 

In Coal Harbour sollen die Wasserflugzeuge also sein. Ich stelle den Wagen auf einem Parkplatz ab und gehe mich umschauen. Karsten bleibt im Auto sitzen. 

Keine Flugzeuge - ich frage eine Passantin, sie antwortet: "Ah, eh....by the way: I love your sunglasses!" Außerdem sagt sie, dass sie weiter östlich starten, ob ich den Cactus Club kenne?

 

Dort angekommen parken wir in einem Parkhaus und haben von der Terrasse einen tollen Überblick über den Seaplane Harbour. Zwei Landungen und drei Starts später sind wir zufrieden. 

Digital Orca von Douglas Coupland, Coal Harbour, Vancouver

Digital Orca von Douglas Coupland, Coal Harbour, Vancouver

Coal Harbour, Vancouver
Coal Harbour, Vancouver

Coal Harbour, Vancouver

Karsten hat ein Schallplattengeschäft ausfindig gemacht, dazu müssen wir einmal quer durch die Stadt. Die Ampelschaltung ist ein Graus! Jede zweite Ampel springt auf Rot, wir brauchen für die 17 km eine halbe Stunde. 

 

Eine Stunde darf er sich nun dort austoben, ich gehe währenddessen in der näheren Umgebung mit 20 Dollar shoppen. In einem Küchengeschäft finde ich einen Holzkochlöffel, es ist alles so aufregend!

 

Karsten kommt zurück und wir fahren nach Metrotown in die Metropolis Mall. Eigentlich ist das außerhalb von Vancouver, das merkt man aber nicht wirklich. 

Außer, dass das Parken dort gratis ist. In der Innenstadt mussten wir ja in der Mall dafür bezahlen. 

Rechte Shoppingfreude kommt hier aber auch nicht auf.

Der Build-A-Bear Shop hat gar nichts Neues für uns. Der neue Snoopy und seine Freundin Fifi sind größer als unser Snoopy. Man kann doch nicht dem armen Hund eine Freundin kaufen, die größer als er selbst ist!

Einen lieben Elch gibt es zwar, doch fast kein Gewand für Buben. Alles nur Glitter und für Mädchen. Karsten ärgert sich auch über die billige Qualität der Gewänder. Westen, die auf Hemden aufgenäht sind oder Snoopys Outfit - Lederjacke, Lederhaube und Brille - alles nur aus dünnem Plastik und einfach gehalten.  

Die Tiny-Kleidung gibt es auch überhaupt nicht mehr, Paul bleibt weiterhin nur sein Schlippsche. 

Olympic Cauldron - die Olympische Flamme der Winterspiele 2010 in Vancouver.
Reflection, Vancouver

Olympic Cauldron - die Olympische Flamme der Winterspiele 2010 in Vancouver.

Reflection

Deshalb sind wir schon kurz nach 16 Uhr am Flughafen, fünf Stunden vor Abflug. 

Bei der Autoabgabe erfahren wir endlich auch die eine Funktion auf der Fernbedingung, die uns bislang nicht klar war. Damit kann man das Auto von draußen starten, wenn man es z.B. aufwärmen möchte. 

Nur die Knöpfe auf der Sonnenblende, die konnte uns der freundliche Alamo-Typ auch nicht erklären.

Mit Wehmut geben wir den Ford Explorer ab, das war mit Abstand mein angenehmster Mietwagen!

 

Bei der Security mache ich heute das volle Programm durch. Zuerst der normale Check, dann die Füße und Schuhe extra und dann noch in den Ganzkörper-Scan. 

Wir haben ja Zeit!

 

Am Weg zur Lounge finde ich noch ein schwarz/rot kariertes Baumwollhemd - zu sensationellen 39 Dollar! 

 

Den Flug nach London habe ich fast vollständig verschlafen, erst eine Stunde vor Landung wache ich auf.

Das Frühstück nervt Karsten, es gibt entweder Joghurt oder Früchte. Beides mag er nicht. Alternativ kann er noch zwischen Zimtschnecken und Weckerln mit Rosinen wählen. 

Der Muffin mit Ei und Schinken ist zwar essbar, aber definitiv keine lukullische Offenbarung. 

 

Wir landen verspätet, unser Anschlussflug ist schon in einer halben Stunde. Wir kurven noch eine gute Viertelstunde am Flughafen bis wir endlich ein Gate erreichen. 

Warum geht da nichts weiter beim Aussteigen? Wir schauen auf die Uhr, das wird sich nicht mehr ausgehen!

Eine Durchsage von Captain - es gibt technische Probleme mit dem Fluggaststeig, es werden Treppen geholt. Wir setzen uns wieder hin. 

Fünf Minuten später ist plötzlich der Fluggaststeig repariert und wir können uns alle bei einem Ausgang hinaus quetschen. 

 

In der Gangway erwartet uns schon eine BA-Mitarbeiterin, die uns mitteilt, dass wir unseren Flug leider verpasst haben und auf den nächsten umgebucht werden. 

"Wann ist der nächste Flug?" fragt Karsten. Das weiß sie nicht und muss nachfragen. "At 7:15, sorry!" Na fein!

 

Und alles nur, weil wir durch den verdammten Security Bereich müssen, das verstehe ich bei Anschlussflügen sowieso nicht. 

 

Wir reihen uns in die Schlange der Umzubuchenden. Als wir drankommen, frage ich den Beamten, ob 19:15 wirklich der nächste Flug ist oder nur der nächste Flug der British Airways. Tatsächlich gibt es einen AUA Flug um 15:20 - doch für den sind wir jetzt leider auch schon zu spät.

Unsere Laune nähert sich dem Höhepunkt!

 

In der Business Lounge sind alle bequemen Stühle besetzt und uns bleibt nur noch der Abspeisungsbereich, der den Charme einer Kantine hat. 

Ich brauch aber einen Stromanschluss und letztlich finden wir uns im Business Bereich zwischen den Computern wieder. 

 

Ich buche den Airport Driver per Mail um, die Bestätigung kommt postwendend.

 

Die vier Stunden verbringe ich spielend, Karsten sichtet seine Fotos. Beeindruckend, was ich so aus den Augenwinkeln sehen kann!

 

Das Schlimme bei Business Class Flügen ist ja, dass man permanent Essen ausgesetzt ist. Eine Suppe, ein paar Brezel, die Cheese Chips muss ich auch probieren. Dabei setzt sich die Hose um den Bund eh schon seit gestern zur Wehr!

 

Im Flugzeug geht es natürlich weiter. Hunger haben wir beide keinen mehr, aber das Business-Class Essen will man auch nicht einfach ignorieren. 

Wir freuen uns ehrlich, dass es ab Montag wieder mit den Trinktagen weitergeht!

 

Ankunft in Wien um 22:30, mit dem Airport Driver schweigend nach Hause und gleich mit dem Wegräumen begonnen.

 

Um Mitternacht fallen wir ins Bett, ich schlafe gleich darauf beim Spielen ein - wirkt immer! Eine Stunde später bin ich wieder munter. 

Bis um halb 5 lesen und spielen wir und werden einfach nicht mehr müde. Irgendwann schlafen wir dann doch ein und wachen kurz vor Mittag aus dem Koma wieder auf. 

 

Der erste Weg führt mich zur Waage - ich habe nichts zugenommen. Hurra!

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